juttas neue welt
: Geben Sie dem Adler einen Namen!

Selbst im Kino ist man nicht sicher vor der Bundesregierung. Zu dieser Erkenntnis kam ich eines Abends, als sie mitten ins heitere Werbung-Raten unter Cineasten vor Beginn des Hauptfilms reinplatzte. Gerade hatte ich mal wieder zu früh falsch „Langnese“ gerufen und damit einen dicken Minuspunkt gepflückt, da behelligte plötzlich ein putziger Kleinststreifen die Leinwand. Darin segelte ein pflaumenblauer Comicadler auf einem Surfbrett durch eine virtuelle Landschaft aus Zahlen; eine Erklärung eierte buchstäblich hinterher: „Deutschland schreibt sich mit .de“ – so die Botschaft, mit der die Staatsmächtigen ab sofort für sich selbst, ihr Haustier und vor allem ihr tolles Verhältnis zum Internet werben. Dafür geht sogar der Bundesadler in die Luft – und das im wahrhaft hohen Alter von fast 50 Jahren.

Vor seinem Webauftritt musste sich der Flattermann allerdings einer Verjüngungskur unterziehen und erinnert nun eher an einen trunkenen Daffy Duck als an einen stattlichen Würdenträger. Zu allem Unglück gaukelt er noch völlig orientierungs- und namenlos durchs Netz – und deshalb heißt es am Ende des Spots: „Geben Sie dem Adler einen Namen, und gewinnen Sie einen Spitzen-Laptop.“

„Ein Laptop mit Spitzen? Soll das sexy sein?“, inquisitionierte ich meinen Sitznachbarn. „Ich würde ihn Geierwally nennen“, schlug er daraufhin vor, und nach dem ganzen Vogelkram begann endlich und zum Glück der richtige Film.

Den hatte ich am nächsten Tag schon so gut wie vergessen. Nicht aber den Werbespot. Schon gar nicht den zu gewinnenden Laptop. Also tastete ich mich beherzt auf die Adresse www.bundesregierung.de vor und ließ mich aufklären, wo der Adler langfliegt: „Die Bundesregierung fördert die Nutzung der Informationstechnologien.“

Und lässt deshalb fette Hennen in Blau steigen? Na gut, Wettbewerb ist Wettbewerb, dachte ich, und wenn ich schon im Kinowerbung-Raten versage – wenigstens im Namenerfinden bin ich gut.

„Name IT! Win IT!“ wortspielerte die Oberste Presseabteilung keck, dabei war ich schon längst davon überzeugt, den Hauptgewinn einzuhamstern. Aber selbst der hat seinen Preis: Als Sieger des „Name Games“ müsste ich dann bei der Überreichung des Spitzen-Laptops Gerhard Schröder auf der Cebit die Hand schütteln. Adler verpflichtet eben.

Bevor ich meinen enormen Ideenkatalog einsandte, warf ich noch einen Blick auf die Jury, die nach dem 1. März die schönste Anrede für das Bundesfedervieh aussuchen soll. Dabei hätte ich gerne weitere Namensvorschläge rübergereicht – damit die Preisrichter schöner heißen könnten. In Wirklichkeit nämlich nennen sie sich Rohleder und Rucktäschel, Pflaume und Zypries, Meckel und Zabel. Ob die wirklich die Richtigen sind, bei der schwierigen und staatstragenden Aufgabe der Geflügeltaufe? Nomen est schließlich omen! Am Ende muss sich das WWWappentierchen Meckeltäschel oder so rufen lassen.

Nun gut, ich akzeptierte die namentlich verwirrte Jury und mailte auf Anhieb zehn Adler-Empfehlungen an die Bundesregierung, und in den nächsten Tagen ergänzte ich mein Aufgebot regelmäßig. Da bei gleichen Beiträgen das Los entscheidet, möchte ich jetzt und an dieser Stelle nicht dem Name-Dropping verfallen, da meine Gewinnchancen dann sicher sinken würden. Nur so viel: Ich bin ja fest davon überzeugt, dass der Bundesadler in Wirklichkeit eine Frau ist. Deshalb heißt sie Adelheid. Ist doch klar! Und wenn ich damit nicht gewinne, fress ich ein Moorhuhn. JUTTA HEES

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