ORB und SFB flirten wieder

BERLIN taz ■ Das vergangene Jahr war geprägt von einem Frequenz- und Kompetenz-Streit, doch kaum sind die Wogen geglättet, prescht der ORB voran. Der Rundfunkrat hat eine senderinterne Arbeitsgruppe gebildet. Thema: „Wie wünschen wir uns die Fusion?“ Danach, so schlägt Intendant Hansjürgen Rosenbauer vor, könnten ORB, SFB und Politiker beider Länder in einer gemeinsamen Kommission den endgültigen Fahrplan ausarbeiten. Rosenbauer wünscht sich bereits 2004 die Senderhochzeit – unabhängig davon, wann die Bundesländer der Sender fusionieren.

Während ORB und SFB sich jeweils ein selbständiges Fernsehprogramm leisten, kooperieren sie im Hörfunkbereich bereits seit 1997. Vier ihrer Wellen sind Gemeinschaftsprogramme. „Sandkastenspiele haben wir schon genug gemacht“, sagt der Intendant und fordert einen „parteiübergreifenden politischen Willen“. Genau der fehlt noch. Eberhard Thomas, Sprecher der Brandenburger SPD-Regierung, äußert sich zwar recht wohlwollend – „Wir begrüßen schon, dass der ORB über eine Zwei-Länder-Anstalt nachdenkt“ – und die Berliner SPD hat sich bereits im Januar für eine Fusion ausgesprochen. Doch für Berlins Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) sei eine Senderfusion kein Thema, erklärt dessen Sprecher Michael-Andreas Butz. Er finde es sogar „recht kühn“, von Fusion zu sprechen, „wo es für den SFB schon so schwierig war, den ORB für die Kooperation bei der Stange zu halten“.

Die offizielle Linie des Hauptstadtsenders verläuft indes anders. SFB-Sprecher Peter Kröger erklärt: „Wir haben bereits einige Papiere in der Schublade liegen. Das sind aber vorerst nur Sandkastenspiele.“ Und von sich aus könnten die Sender ohnehin nicht fusionieren. Wie sagte doch SFB-Intendant Horst Schättle: „Wir sind nicht die Minenhunde der Politik.“ Also erst Länderfusion, dann Senderfusion.

Für die Erstere ist ein möglicher Zeitpunkt schon lange im Gespräch: das Jahr 2009. Noch in diesem März wollen die Fraktionschefs beider Länder beraten, was bis dahin zu tun ist. Das letzte Wort zur Vereinigung haben jedoch, wie schon beim ersten Anlauf, die Bürger.

Der neue Gemeinschaftssender wäre innerhalb der ARD um einiges mächtiger als die bisherigen Kleinsender. Aber das sind, wie gesagt, vorerst nur Sandkastenspiele. ALEXANDER KÜHN