unterm strich
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Kalamitäten im Hause Suhrkamp. Doch nach der gerichtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Verleger Siegfried Unseld und seinem Sohn Joachim setzt der Schweizer Teilhaber des Frankfurter Verlags, Andreas Reinhart, nun auf Schadensbegrenzung. „Wir sollten uns trotz allem zusammensetzen und über die Nachfolgeregelung debattieren“, erklärte Reinhart am Donnerstag in Winterthur. Andreas Reinhart hält 29 Prozent an dem Frankfurter Verlagsunternehmen, Joachim Unseld 20 und Siegfried Unseld 51 Prozent.

Hintergrund des Konflikts: Joachim Unseld, der sich vor Jahren nach einem Zerwürfnis mit seinem Vater selbstständig gemacht und die Frankfurter Verlagsanstalt gegründet hatte, beharrt als Kommanditist auf einem der vier Beiratssitze in der Suhrkamp-Verlagsleitung. Das habe Siegfried Unseld 1998 auch so zugesagt, sagte Reinhart. Damals hatte der Schweizer dem Verlagschef 21 seiner bis dahin 50 Prozent übertragen. Der Beirat, in dem neben den beiden Kommanditisten auch zwei Vertreter der von Siegfried Unseld geplanten Stiftung sitzen sollen, habe zu dessen Lebzeiten noch kein Entscheidungsrecht, sei aber bereits konstituiert. Dabei sieht Siegfried Unseld keinen eigenen Sitz mehr für seinen Sohn Joachim vor, aber zwei für Reinhart. „Es ist nicht in Ordnung, wenn Joachim – wie bisher – nur einen Sitz von mir leiht“, äußerte Reinhart Verständnis für den Protest des Verlegersohnes.

Nachdem der Sohn sich daraufhin geweigert hatte, als Kommanditist der Eintragung gesellschaftsrechtlicher Veränderungen der Verlage Suhrkamp/Insel im Handelsregister Frankfurt zuzustimmen, kam es zu der Gerichtsverhandlung. Siegfried Unseld zufolge muss Joachim nach dem am 16. Januar gefällten Urteil seine Verweigerung aufgeben. Dieser will aber die schriftliche Urteilsbegründung abwarten.

Der Ärger schwelt auch an der Berliner Schaubühne. Am Lehniner Platz wurde die anstehende Premiere von „Goodbye Billy the Kid – Ein Westernprojekt“ kurzfristig abgesagt, sie war für Sonnabend angekündigt. Wie das Theater mitteilte, seien aber alle Mitwirkenden der Auffassung, „dass sie in ihrer Arbeit nicht zu einem Ergebnis gekommen sind, das eine Aufführung sinnvoll erscheinen lässt“. Immerhin: Eine originelle Begründung! Das Projekt in der Regie von Barbara Frey werde daher ausgesetzt. Ob es tatsächlich zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgenommen wird, wie es nun heißt, erscheint aber fraglich. Denn die Schweizer Regisseurin hat längst angekündigt, das Haus ohnehin verlassen zu wollen. Das nun abgesagte Stück sollte ihre letzte Schaubühnen-Premiere sein.