Hanoi schickt seine Truppen

Vietnams Regierung riegelt nach Protesten ethnischer Minderheiten das Hochland ab

HANOI afp/rtr/dpa/taz ■ Nach tagelangen Protesten hat die Regierung in Hanoi gestern Militär- und Polizeieinheiten mit Hubschraubern ins zentrale Hochland geschickt. Darauf soll es in den beiden betroffenen Provinzhauptstädten Buon Ma Thuot und Pleiku gestern gespannt, aber ruhig gewesen sein. Die Region, in der der Yok-Don-Nationalpark eine Touristenattraktion ist, wurde nach Angaben von Hotelmitarbeitern für einen Monat für ausländische Besucher gesperrt. Regierungskräfte kontrollierten die Zufahrtsstraßen.

In Pleiku, der Hauptstadt der Provinz Gia Lai, hatten mehrere tausend Menschen seit Freitag zum Teil gewalttätig demonstriert. Sie blockierten eine Überlandstraße, unterbrachen Telefonleitungen und warfen Autos um. Etliche Menschen sollen bei den Unruhen verletzt worden sein. Bei Protesten in Buon Me Thuot wurden 20 Demonstranten festgenommen, wie das Außenministerium gestern in Hanoi mitteilte. „Provokateure“ hätten zuvor öffentliche Gebäude zerstört.

Hintergrund der Auseinandersetzungen, die durch die Verhaftung von zwei Angehörigen ethnischer Minderheiten ausgelöst wurde, ist die Zuwanderung von Vietnamesen aus den Küstenregionen. Im Hochland werden immer mehr traditionell von den Minderheiten genutzte Wälder abgeholzt und in von den Zuwanderen genutzte Kaffeeplantagen umgewandelt. Hinzu kommen religiöse Motive. Die Minderheiten sind zum Teil Angehörige unterdrückter evangelischer Untergrundkirchen.

Die Proteste, die bisher von den staatlich kontrollierten Medien verschwiegen wurden, sind die größten Unruhen im kommunistisch regierten Vietnam seit der Bauernrevolte in der Provinz Thai Binh 1997.

HAN