Deutsche stromern in Spanien

Nach der geplatzten Fusion der Stromkonzerne Endesa und Iberdrola tobt in Spanien eine Übernahmeschlacht

MADRID taz ■ Spaniens Börsianer lernen Deutsch. RWE, Eon, Energie Baden-Württemberg (EnBW) – seit Tagen bestimmen die deutschen Energieversorger Handelsparkett und Wirtschaftspresse. Schuld daran ist das Scheitern einer Fusion der beiden größten Anbieter auf der iberischen Halbinsel Endesa und Iberdrola. Der neue Superkonzern hätte nach der Fusion 80 Prozent des Marktes beherrscht.

Das suchte die Regierung in Madrid hartnäckig zu verhindern. Die Chefetagen fügten sich. Eine Entscheidung, die den Sektor für ausländische Investoren interessant macht. Neben Endesa und Iberdrola, die beide jeweils über 40 Prozent der 20 Millionen spanischen Haushalte versorgen, agieren nur noch zwei Anbieter auf dem Markt – Union Fenosa mit 13 Prozent Anteil und Hidrocantabrico mit fünf Prozent.

Als erstes wagte EnBW den Vorstoß. Das Unternehmen soll hinter einem Angebot der spanischen Finanzgruppe Ferroatlantico stecken, für die Aktien des kleinsten spanischen Stromversorgers Hidrocantabrico 7,5 Prozent über Wert zu bezahlen. Der deutsche Marktführer RWE legte nach und versprach 8,3 Prozent. Doch die Germanen sind nicht unter sich. Auch die Electricidade do Portugal bietet mit.

Börsengerüchte besagen in diesen Tagen, dass jetzt auch Eon in Spanien mitmischt, den baskischen Versorger Iberdrola im Visier hat. 18 Euro pro Aktie wird als Kaufpreis genannt. Das wären 5,6 Prozent mehr, als der ausgehandelte Preis für die gescheiterte Fusion mit Endesa.

Zwar dementieren sowohl Eon als auch Iberdrola dies, die Aktien der Basken steigen an der Madrider Börse aber, während Eon in Frankfurt abgestraft wird.

Längst sollen auch andere Unternehmen Interesse an Iberdrola entwickeln. Der US-amerikanische Konzern AES, der sechstgrößte Stromerzeuger weltweit, und das belgische Unternehmen Electrabel sind im Gespräch. Auch RWE wird genannt.

Anders als in Deutschland sind beim stark konzentrierten spanischen Markt Stromerzeugung und Stromvermarktung nicht getrennt. Spanien ist ein Markt mit Zukunft, dem ein großes Wachstumspotenzial nachgesagt wird. So verfügt das Unternehmen Iberdrola, das im letzten Jahr einen Nettogewinn von 730 Millionen Euro erwirtschaftete, über eine Kapazität von 16.000 Megawatt mit denen 14,6 Millionen Kunden versorgt werden. Eon hingegen versorgt nur 12 Millionen Verbraucher. Die Deutschen setzen dabei allerdings fast das Doppelte an Kapazität ab. REINER WANDLER