Entspannte Popper

■ Selbstverständlich leichter Herbst-Pop: Die Studenten-Band „Slut“ spielt heute im Schlachthof. Ein Interview

Es ist eine zweifelhafte Auszeichnung, als „Studenten-Band“ betitelt zu werden. Das klingt nach Akustik-Gitarren, „KiBa“-Saft und den bemühten Einmal-Hit-Erfolgen von Bands wie den Bananafishbones. Nun ja, Slut sind nun mal eine Studenten-Band. Was soll man auch sagen, wenn ein paar Jungs aus Ingolstadt – unter ihnen ein diplomierter Architekt, ein Ingenieur, zwei Studenten, ein Zivi – gemeinsam in einer bayrischen „Land-WG“ Musik machen?

Vielleicht gerät das Klischee ein wenig ins Wanken, wenn man ihr charmantes drittes Album Lookbook hört, das mit Fug und Recht „vielschichtig“ genannt werden darf. Instrumentale Sentimentalitäten gehen über in swingende Poppassagen. Und die Melodien sind so anmaßend eingängig, dass wohl auch Robbie Williams seine stille Freude hätte.

„In Deutschland braucht jedes Album einen Hit.“, beschwert sich Sänger Christian Neuburger, überzeugt von der Qualität ihres neuen Werkes. Doch es sieht für die Ingolstädter auch recht viel versprechend aus: Sie spielten zwei Songs für den Kino-Erfolg Crazy ein, inzwischen sind sie bei einer Major-Plattenfirma. Und die erste Single aus Lookbook, „It Was Easier“, läuft recht ordentlich im nächtlichen Musik-TV. Wir sprachen mit Christian Neuburger und seinem Bruder Matthias, Schlagzeuger bei Slut.

taz hamburg: Ihr habt euer Album in London aufgenommen?

Christian Neuburger: Ein echtes Erlebnis, wir haben im legendären „Abbey Road Studio“ ge-mastert. Und das ist ja eine Ehre.

Wieso der Titel Lookbook?

Matthias Neuburger:Lookbook ist so eine Wortschöpfung. Bevor wir uns an die Musik gesetzt haben, wollten wir erstmal ein kleines Buch machen.

Wird das Buch auch erscheinen?

Christian: Nein, wohl nicht, aber es war eine große Stütze, wir erzählen ja auf Lookbook eine Geschichte. Keine astrein chronologische zwar,, aber einzelne Bestandsaufnahmen. Es dreht sich um Andy, das ist unser Protagonist, der aus seiner eigenen Sicht singt. Und der von uns in drei Liedern besungen wird. Es geht um jemanden, der in verschiedenen Rollen lebt, sich darin nicht festlegen lassen will und darüber sich selbst verliert. Der in seiner kleinen Welt, die er sich baut, wie in einer Art Käfig lebt.

Eure Plattenfirma bewirbt euch als Band, die „Tiefe und Ernsthaftigkeit“ zurück in die deutsche Musik bringt ...

Christian: Es ist immer schwer etwas zu erklären, was nicht von einem selber stammt. Ein Artikel über uns war vor langer Zeit mal überschrieben mit „Herbst-Pop“, das hat uns irgendwie gefallen.

Werdet ihr nicht neidisch, wenn ihr auf Eure Kollegen aus England schaut, die wie Coldplay oder Toploader einen ganz anderen Musikmarkt vor sich haben?

Matthias: Das ist schon beeindruckend, wie es einem dort überall entgegen schlägt. Gutes Beispiel Coldplay: Auf jedem Doppelde-cker-Bus, in der ganzen U-Bahn ist alles zu mit Plakaten. Da ist eine ganz andere Akzeptanz.

Gibt es die Perspektive, als Band von der Musik leben zu können?

Christian: Wir haben versucht, diesen materiellen Gedanken außen vor zu lassen. Das mag pathetisch klingen, tut aber eher gut als weh.

Ihr seid vor ein paar Jahren durch die Benelux-Staaten und Skandinavien getourt. Wie kamt ihr dazu, als Band, die eben nicht im Radio läuft?

Christian: Das ging so enklavenweise, in Lausanne kannte man uns wohl durch Radiosender und das Konzert war ausverkauft. Das war der Wahnsinn. Woanders hatte man nie was von uns gehört.

Habt ihr Vorbilder?

Christian: Zu viele um sie aufzuzählen. Ich höre immer gerne alles von den Drei Fragezeichen.

Pläne?

Christian: Wir spielen jetzt diese kleine Club-Tour, mit vier Auftritten, werden im Sommer auf möglichst vielen Festivals sein. Im Herbst gibt es dann die eigene ausgedehnte Tournee, und natürlich die Arbeit an neuem Material.

Interview: Volker Peschel

heute, 20 Uhr, Schlachthof