Und im ganzen Land skandierten sie „Ali! Bomaye!“

■ Der legendäre Boxkampf zwischen Ali und Foreman in Zaire: Leon Gasts „When we were kings“ im Zeise

Muhammad Ali hat ganz sicher viel mehr gesagt als er einhielt. Die meisten seiner Biographen sind sich einig, dass der Boxchampion 1966 den Satz „I ain't got no quarrel with the Vietcong“ eher aus dem Stegreif und aus Entsetzen darüber hat fallen lassen, dass er mit 24 Jahren – auf der Höhe seiner Karriere – in zweiter Instanz doch noch als tauglich für den Vietnamkrieg eingestuft worden war. Doch bei diesem Satz ist er geblieben – und bekam prompt seinen Titel als Weltmeister im Schwergewichtsboxen aberkannt. Der erste Teil seiner Sportskarriere war durch den damit verbundenen Ausschluss aus dem Ring, erstmal beendet.

Alis symbolische Bedeutung dokumentiert eindrücklich ein Ereignis des Jahres 1967: Bei der Black Power-Konferenz in Newark forderte man die schwarzen Sportler zum Boykott der Olympiade im nächsten Jahr auf. Zwar konnte das nicht durchgesetzt werden, aber das von Sportlern gegründete „Olympic Project for Human Rights“ (OPHR) setzte auf Platz eins seiner Forderungsliste die Rückerstattung des Weltmeistertitels an Muhammad Ali.

Die Olympiade in Mexiko City selbst nahm dann im Grunde schon einiges von dem symbolischen Gehalt des zehn Jahre später in Zaire stattfindenden Boxkampfs zwischen George Foreman und Muhammad Ali vorweg. Die beiden US-amerikanischen 200-m-Läufer Tommie Smith und John Carlos, beide Unterstützer des OPHR, hoben bei der Siegerehrung, während die US-amerikanische Nationalhymne spielte, bei gesenktem Kopf ihre schwarz behandschuhten Fäus-te in die Luft. Ein Bild, das wahrscheinlich mehr Black Power-Pathos nicht enthalten kann. Für den „Rumble in the Jungle“, wie der Kampf Foreman-Ali genannt wurde, ist dabei entscheidend, dass sich George Foreman 1968 zu der Gegengeste überreden ließ, bei der Entgegennahme seiner Medaille als neuer olympischer Schwergewichtsmeister mit einer kleinen US-amerikanischen Flagge zu winken.

Wenn es nicht so blöd klingen würde, könnte man sagen, der Stoff für den oscarprämierten Dokumentarfilm When we were kings (1996) von Leon Gast über den spektakulären Kampf Foreman-Ali und das begleitende Musikfestival in Kin-shasa seien ein fast unglaublicher Triumph von Repräsentationen über die Realität. Ali gelingt es, den Kampf symbolisch als einen zwischen schwarzem Afrika und weißem US-Imperialismus aufzuladen. Nicht zum ersten Mal gelingt es ihm, einem Gegner quasi sein Schwarzsein abzusprechen. Und er spielt die Karte nach allen Seiten. So warnt er die weißen Reporter vor der Abreise: „Wenn ihr nach Afrika kommt, werden euch Mobutus Leute in einen Topf werfen, euch kochen und essen.“ Eine Aussage, die den Außenminister des diktatorisch regierten Landes dazu veranlasst, sich zu beschweren, Ali würde das Image des Landes schädigen.

When we were kings gibt zwar einige Hinweise darauf, wer sich im Einzelnen bei diesem Spektakel welche Vorteile erhoffte, herausgefallen ist aber leider ein Satz, den Ali kurz vor dem Kampf in Gasts Kamera sprach. Nachdem er Malcolm X noch einmal als großen Helden in Erinnerung gerufen hatte, fügt er hinzu: „Ich wünschte, Lumumba wäre hier, um mich zu sehen.“ Manuela Bojadzijev

heute, 17.30 Uhr, Zeise