montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Kürzlich flanierte ich durch die Straßen Berlins und fühlte mich so edelfederleicht, dass ich noch am selben Abend ein vorzügliches Essay über meine Erlebnisse verfasste. Wobei ich sofort die neue Schwerelosigkeit in der alten Reichshauptstadt diagnostizierte. In Hamburg hatte es gestürmt, aber das milde Klimakterium in der Metropole versetzte mich in eine Hochstimmung, die nichts mit der herrschenden Spaßgesellschaft zu tun hat. Als fielen 68 und „Wochenschau“ auf einen Tag! Mit Anke Engelke, der einzig guten. Das sind die Momente, wo ich die Welt dafür beglückwünsche, dass ich Präzisionsjournalist, Zeitgeistdiagnostiker, das Zeissglas der Berliner Republik geworden bin. Was sollte ich sonst lesen? Ich bin mein Lieblingsautor. Doch wo Lichtgestalten sind, da sind auch Schatten. Die, die ihn werfen, heißen 68er, die Linken, zu denen leider ich auch einst gehörte. Heute sitzen sie im Reichstag. Aber was ist 68 ohne Anke Engelke? Fad wie „Wochenschau“ ohne mich.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.