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: Warum dieses Land einen wie Matthäus braucht

Ausgeglichenes Chancenplus für uns Lothar

Ach, Lothar, ist ja schon ein Graus mit dir und Fußball-Deutschland. Ausgerechnet du, unseraller Rekord-Nationalspieler, vulgo: unseraller Bester, musst durch die Fernsehstudios tingeln, um dich anzubieten als Trainer wie Sauerbier. Manchmal hat man den Eindruck, da sitzt jemand im Arbeitsamt München und nimmt ein Video auf, das er dann seinem potenziellen Brötchengeber, also Eintracht Frankfurt, zuschickt. Als Bewerbungsgrundlage quasi. Das hört sich in gewohnt fränkischem Wortschwall dann so an: „Ich-glaube-ich-muss-als-Trainer-meinen-eigenen-Weg-finden-und-nicht-irgendeinen-kopieren-und-ich-bin-ein-Typ-der-auf-die-Mannschaft-eingehen-kann-und-die-Mannschaft-wird-meine-Erfolge-zu-schätzen-wissen-sie-haben-das-die-letzten-20-Jahre-ja-verfolgen-können.“

Die Frage ist freilich: Braucht Deutschland im Allgemeinen und die Eintracht im Besonderen Lothar Matthäus? Na ja, momentan gehen ja ein bisschen die sportiven Schlagzeilen aus. Weil Daum resozialisiert und die Sache mit Bobs, Babs und Sabs auch schon ausgelutscht ist. Da käme Lothar gerade richtig. Zumal es da noch die Homepage www.blutgraetsche.de gibt. Unter der Rubrik „Dumm kickt gut!“ hat er da den Spitzenplatz mit 16 Eintragungen zu verteidigen, mit Sätzen wie: „Das Chancenplus war ausgeglichen.“ Ganz klar also: Lothar für Deutschland!

Aber auch für die Eintracht? Die haben ja eine Trainer-Findungs-Kommission ins Leben gerufen. Hört sich an wie eine psychotherapeutische Selbsthilfegruppe für Trainer mit Identitätskrise. Oder für Trainer, die noch gar keine Identität haben. Wie auf Lothar zugeschnitten quasi. Und diese TFK will Lothar für für die Eintracht gewinnen. „Lothar muss nur noch ‚Ja‘ sagen“, wissen Lothars persönliche Pressesprecher von der BamS.

Derweil aber sagen eine ganze Menge Frankfurter: Nein. Es ist doch nicht nur Zufall, dass die Mannschaft in dem Moment, in dem die Verantwortlichen mit Lothar drohen, plötzlich wieder gewinnt. Und die Spieler ihren Gefallen an Interimstrainer Rolf Dohmen finden. „Auch unter Sacchi und Cruyff zusammen hätten wir aus zwei Spielen nicht mehr als sechs Punkte holen können“, winkt Jan-Age Fjörtoft mit dem Zaunpfahl. Und erst die Fans: Werden nie vergessen, dass eben Lothar Eintracht-Heros Grabowskis Karriere brachial beendet hat. „Loddar! Verpiss dich!“, war damals zu lesen.

Ach Lothar, gräme dich nicht. Wird sich schon noch einClub finden, der dich mit aller Liebe aufnimmt. Bis dahin vergiss nicht: Jetzt bloß nicht den Sand in den Kopf stecken. THILO KNOTT