Mittelstand nach Afrika

Das Entwicklungsministerium hat eine neue Finanzierungsstrategie: Es unterstützt die Projekte deutscher Unternehmen in Asien, Afrika und Lateinamerika, und alle sollen davon profitieren

von KATHARINA KOUFEN

In Zeiten knapper Kassen ist es plötzlich einfacher, alte Berührungsängste zu überwinden. Mit Geldern des Entwicklungsministeriums heimische Mittelständler zu fördern, das hätten linke SPDler und grüne Fundis früher wohl abgelehnt. Heute macht die – linke – Ressortleitung des Entwicklungsministeriums (BMZ) aus der Not eine Tugend: Die Entwicklungspolitiker investieren gemeinsam mit Unternehmen in Projekte, die sie für sinnvoll halten. PPP – Public Private Partnership – heißt das Zauberwort.

„Die Trennung in kommerziell und gemeinnützig ist out“, begründet Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) ihr Konzept. Statt staatliche Zuschüsse nach dem Gießkannenprinzip zu verteilen sollen Entwicklungsgelder nun dazu dienen, privates Kapital zu mobilisieren und hin zu sinnvollen Projekten zu kanalisieren. Am Ende sollen alle profitieren: die Nutznießer in den Entwicklungsländern, das BMZ, das Geld spart, und die Unternehmen, die investieren. Wieczorek-Zeul: „Wir erreichen das, was man auf neudeutsch als Win-win-Situation bezeichnet.“

Bereits im vorigen Jahr sind auf diese Weise rund eine Milliarde Mark nach Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa geflossen. Dieses Jahr dürften es noch mehr werden, hofft der zuständige BMZ-Mitarbeiter Andreas Foerster. „Prinzipiell sind die gesamten Mittel einsetzbar, die für die Entwicklungszusammenarbeit vorgesehen sind.“ Das sind etwa 6 Milliarden Mark. „Interessierte Unternehmen rufen bei uns an, wenn sie eine Idee haben. Wir entscheiden dann, ob ihre Pläne entwicklungspolitisch sinnvoll sind“, so Foerster. Projekte ab 50 Millionen Mark Investionshöhe müssen EU-weit ausgeschrieben werden. „Wir wollen aber in erster Linie die Partnerschaft mit der deutschen Wirtschaft fördern“, sagt Staatssekretär Erich Stather. Deshalb heißt die Zielgruppe Mittelständler, nicht große Unternehmen.

In Tansania etwa hat die hessische Firma Unionmatex 800.000 Mark in eine ökologische Baumwollplantage investiert. 500.000 Mark kamen vom BMZ. „Die Produzenten in Tansania weren von moderneren, produktiveren Herstellern verdrängt – da bietet es sich an, auf Öko-Baumwolle umzusatteln. Und Unionmatex setzt auf die steigende Nachfrage nach Öko-Textilien“, erklärt Foerster. Für ihn ist das Ergebnis eindeutig positiv: „Armutsbekämpfung, Umweltschutz und gute Geschäfte für Unionmatex.“

Andere Projekte werfen da eher Zweifel auf: Die Deutsche Genossenschaftsbank und die dem BMZ gehörende Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) finanzieren „Business Training via Internet“ für chinesische Bankangestellte. Fast eine halbe Million Mark steuert die deutsche Seite bei. „Die staatlichen chinesischen Banken sind nicht wettbewerbsfähig und müssen sich vor dem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) umstrukturieren“, heißt es in der Begründung des BMZ. Und: „Durch die Öffnung des chinesischen Bankensektors ergeben sich auch für die deutschen Banken große Chancen.“ Also doch Exportförderung? „Zwei Seelen schlagen da in meiner Brust“, gesteht Reinhard Hermle, der Vorsitzende des Dachverbands nicht-staatlicher deutscher Entwicklungsverbände Venro. „Zwar bedienen die Banken nicht von sich aus die armen Bevölkerungsschichten. Aber ein funktionierendes Bankensystem ist auch wichtig für Entwicklung.“