Bloß kein Sampler

Seine Musik ist ziemlich okay: DJ Koze legt heute Abend im Pudel Klub Platten auf  ■ Von Eberhard Spohd

Bitte beachten Sie folgende Aufforderung: Besuchen Sie heute Abend nicht den Auftritt des Hamburger DJ Koze im Golden Pudel Klub. Rpt: Bitte besuchen Sie nicht DJ Koze im Golden Pudel Klub. Das Etablissement ist sehr klein, und auch ohne Ihre Anwesenheit wird es sehr voll werden. Denn DJ Koze ist ein Star. Und was für einer. Die Geschichten, die sich um den sympathischen Musiker ranken, haben zur Legendenbildung geführt.

Beim Interview überrascht er den Fragenden mit der unvermittelt gestellten Gegenfrage: „Trinkst Du eigentlich im Moment sehr viel?“, um dann weiter auszuführen: „Ich trinke unter der Woche zurzeit nur noch Tee und Säfte und nur am Wochenende Alkohol. Wenn man das jeden Abend macht, dann fühlt man sich leer und dumm und kann bis mittags nicht denken.“ Bei Partys sieht das anders aus: „Ich kann nicht nüchtern auf Partys gehen. Wenn dann die Euphorie ausbricht bei den Besoffenen und ich habe nichts getrunken, dann muss ich ganz schnell los.“

Fast mag man gar nicht glauben, dass dieser Bonvivant auch musikalischen Vergnügungen frönt. Doch DJ Koze ist ebenso für seine Sets bei Partys beliebt wie für seine Remixe vornehmlich Hamburger Acts, die im vergangenen Jahr auf Platte zusammengefasst erschienen sind. Er habe einfach einmal alle die Sachen, die er so produziert hatte hintereinander aufgenommen und beim Abhören „ist mir aufgefallen, wie kurzweilig ich das finde“. Auch der Titel der LP war schnell gefunden: Music Is Okay. Dazu DJ Koze: „Ich hatte das Motto der Love Parade gehört, music is a key. Da dachte ich gleich, dass der DJ Motte spinnt und dass er konsequenterweise gleich hätte sagen müssen Music is okay.“ Schließlich ist diese Aussage ebenso politisch wie der Titel des Umzugs durch Berlin Mitte.

Insbesondere die Zusammenstellung der Tracks bereiteten dann doch Mühe. Schließlich galt es, Stücke von so unterschiedlichen Musikern wie Steve Bug, Tocotronic oder Tobi und dem Bo hintereinander unterzubringen. Da müsse man schon vorsichtig sein, „sonst hört sich das ja an wie ein EFA-Sampler“.

Prägend war für den ehemaligen Mitinitiator der HipHop-Formation Fischmob, dass es keine Konzentration auf einen Stil geben darf, weder bei Platten noch bei DJ-Sets. Schon zu Zeiten, als er noch mit seinen Flensburger Kollegen zusammen war, zeigte sich diese Vielfalt. Das Alter Ego Adolf Noise kümmerte sich mehr um Krach, und Flugschädel, ein weiteres Projekt aus dem Fischmob-Umfeld, erweiterte die Musik-Definition in Richtung Elektronik. „Es geht nicht um Musikrichtungen oder -sparten, sondern es geht um Musik“, bekennt Kozalla sich zu seinem Credo der Weitläufigkeit. „Deshalb mag ich auch diese Hip-Hop-Puristen nicht. Da muss man das Fenster aufmachen und hören, was da draußen läuft.“ Nur bei Techno „lande ich irgendwie nie“.

Zum Schluss dann doch eine Anekdote: Eines Tages wollte die Rapperin Cora E. ihr Stück „Schlüsselkind“ aufnehmen und brauchte kurzfristig einen DJ. Also wurde DJ Koze gebucht. Der fuhr ins Aufnahmestudio, hat gescratcht und alles war gut. Als dann aber jemand Koze mit diesem Namen ansprach, der geradewegs so ausgesprochen wird wie das Erbrochene, war Cora doch ziemlich empört: „Was Du heißt gar nicht Cosi?“ Sie war von einer amerikanischen Aussprache ausgegangen und wollte nicht mehr, dass DJ Koze auf dem Albumcover auftauchte. Im Gegenzug besitzt er heute Coras So-cken, gerahmt von den Stieber Twins, die sie im Studio gefunden und mit dem Schriftzug „For Koze“ versehen haben. Und selbstverständlich hat Koze die liebe Cora auf dem nächsten Album gegrüßt.

heute, 22 Uhr, Golden Pudel Klub