Dunkle Gestalten

■ Neonazi vor Gericht wegen Verdachts des Messerangriffs auf Gewerkschafter

Ausnahmezustand im kleinen Elmshorner Amtsgericht, in dem gestern der Prozess gegen den Pinneberger Neonazi Christoph Otto (23) begann: Polizisten belagern die Flure, der Gang zum Saal ist durch elektronische Sonden gesichert und der Hauptzeuge nebst Bodyguard kommt durch die Hintertür. Otto, Aktivist des „Pinneberger Sturm“, ist angeklagt, am 21. Januar vorigen Jahres in einem Parkhaus mit einem Messer auf den Elmshorner IG Metall-Chef Uwe Zabel losgegangen zu sein.

Dass er an jenem Abend am Ort war, bestreitet Otto nicht, der von dem bekannten Hamburger Neonazianwalt Jürgen Rieger vertreten wird. Er habe dort sein Auto geparkt, als plötzlich „drei dunkle Gestalten auf mich zugekommen sind und gesagt haben: ,Was ist in der Tasche?'“ Aus Angst, dass man ihn bestehlen wolle, habe er sein Klappmesser herausgeholt. Dann sei er geflohen und „noch als Nazischwein beschimpft“ worden.

Zabels Angaben lassen den Vorfall jedoch in einem ganz anderen Licht erscheinen. Es habe im Verlauf eines Treffens des „Bündnis gegen Neonazis“ im IG Metall-Büro einen Telefonanruf gegeben, dass Teilnehmer vom gegenüberliegenden Parkhaus aus obversiert und fotografiert würden. Da das Büro schon mehrfach Ziel von Neonazi-Anschlägen gewesen war, sei, laut Zabel, klar gewesen, dass es sich um eine gezielte „Anti-Antifa-Aktion“ handele, um weitere Steckbriefe zu erstellen.

Als er Otto stellen wollte, „ist der sofort mit dem Messer auf mich los“, so Zabel: „Das Messer war von Anfang an im Spiel.“ Damals habe er zunächst nicht gewusst, um wen es sich handelte. Erst im taz-Fotoarchiv von Neonazi-Aufmärschen habe er Otto identifiziert: „Bei einem Aufmarsch in Bergedorf in exponierter Funktion mit Ordnerbinde.“

Auf den Versuch des bekennenden „Anwaltes und Bauern“ Rieger, Zabel als politischen Drahtzieher mehrerer „Vereinigungen“ darzustellen, konterte dieser in Anspielung auf Riegers Probleme mit seinem Bauernhof in Schweden (taz berichtete): „Ich gehöre keinem Verein an. Wenn ich aber lese, wie manche Schweinezüchter mit ihren Tieren umgehen, könnte ich in den Tierschutzverein eintreten.“ Der Prozess wird am 21. Februar um 8.30 Uhr fortgesetzt. pemü/as