Millionen für den Anfang

■ Morgen sollen die ersten TIME-Fördermittel bewilligt werden

Jetzt geht es los. Morgen sollen die Wirtschaftsförderausschüsse die ersten fünf Millionen aus dem 100 Millionen Mark schweren Landessonderprogramm „Bremen in T.I.M.E.“ freigeben. Von wegen: Jetzt geht es los. „Dieses ,Es geht los' wird nicht wahrer“, sagt die medienpolitische Sprecherin der Grünen, Anja Stahmann, über eine der Lieblingsfloskeln von Bürgermeister Henning Scherf, „auch wenn er's zehn Mal wiederholt.“ Stahmann ist sauer über die Langsamkeit, mit der das im vergangenen Mai von der Bürgerschaft verabschiedete Millionenprogramm in die Gänge kommt.

Das TIME-Programm soll dem Strukturwandel in Richtung Multimedia Beine machen. Programmschwerpunkte: E-Commerce, neue Arbeitsmethoden, E-Learning, Medienwirtschaft und „Maßnahmen für Bremerhaven“. Die Vorlage, über die die Ausschüsse morgen entscheiden sollen, sieht vor, dass erstens die Bremer Investitions-Gesellschaft (BIG), ihr Bremerhavener Pendant BIS und die Bremer Innovations-Agentur (BIA), eine BIG-Tochter, eine halbe Million für „Akquisition, Marketing, Evaluierung“ bekommen, dass zweitens für Projekte aus dem Kooperationsvertrag mit der Telekom – Gesamtvolumen: 50 Millionen, die je zur Hälfte Land und Telekom geben und womit innovative Projekte finanziert werden sollen – drei Millionen bewilligt werden. Und dass drittens für die gemeinsam mit Niedersachsen gegründete Mediengesellschaft Nord Media – Ziel: Förderung von Film- und Multimediaproduktionen – 1,7 Millionen als „Gründungs- und Anlaufkosten“ freigegeben werden. Macht unterm Strich 5,2 Millionen. Zu viel, zu spät, findet Stahmann: „Das Programm steht und fällt mit schnellen Entscheidungen“, erklärt sie. Und als Anschubfinanzierung seien fünf Millionen zu viel. So wie per TIME eine Mediengesellschaft von oben geschaffen werden solle, „so kommen keine Ideen von außen.“

Stimmt nicht, sagt Thomas Diehl von der BIG. Es gebe eine Menge von Projekten, die mit TIME–Geld gefördert werden könnten. Wie viele und welcher Art mag er nicht sagen, „noch nicht“.

Das Tempo sei nicht ideal, sagt auch Birgit Busch, SPD-Mitglied im Medienausschuss. „Es müsste alles schneller laufen, in der Tat“. Aber das Ergebnis zähle: TIME „kann man nun nicht mehr kaputt -machen.“ Anders als Anja Stahmann, die die Inhaltsarmut der Kooperationsverträge mit Telekom und vor allem Microsoft bemängelt, zählt Busch auf den Imagegewinn durch solch namhafte Partner. Und gerade weil besagte Verträge „so wenig inhaltlich sind, sehe ich das Geld nicht so fest gebunden.“

Die Verwaltung weist den Vorwurf der Langsamkeit unterdessen zurück. Im Gegenteil, für eine Verwaltung sei man in der Umsetzung geradezu rasant, erklärt Dirk Petrat aus dem Wirtschaftsressort. „Wir bauen Strukturen auf, das kostet immer ein bisschen mehr Zeit.“ Außerdem können TIME-Mittel erst ganz offiziell von 2002 an – Laufzeit des Programms: vier Jahre, also von 2002 bis 2005 – ausgezahlt werden. Das heißt weiter, das Geld, über das jetzt verfügt wird, muss die BIG vorfinanzieren, wofür sie wiederum ein Darlehen aufnehmen muss.

Bremen in TIME – zu früh oder zu spät? Für einen fast zu spät: Eike Besuden musste für ein Filmprojekt 14 Monate auf Zuschüsse der BIA warten. Auch jetzt hat er noch keine Zusage, nur die Aussicht, demnächst eine zu bekommen. Woran die schleppende Bearbeitung gelegen hat, kann er nur vermuten: Es ging „um die Einhaltung bürokratischer Richtlinien und nicht darum, einfach zu sagen, das ist ein klasse Projekt, das wird gefördert.“ Besuden finanziert seinen Film aus verschiedenen Töpfen. Sein Vergleich: Niedersachsen bewilligte innerhalb von nur drei Monaten die vierfache Summe, um die er die BIA gebeten hatte. sgi