Diskussion ohne Gegner

■ St. Georg ist für Politiker kein Thema mehr: Bürgerinitiative ist enttäuscht

Die Bürger von St. Georg sind doppelt sauer: Erstens, weil die Stadt den Schulkomplex an der Langen Reihe im Höchstgebotsverfahren versteigert und dort Eigemtumswohnungen in mindes-tens sechsgeschossigen Häusern, ein Edelrestaurant und ein überwiegend kommerziell genutztes Veranstaltungszentrum hinkommen (taz berichtete). Zweitens sind sie erbost, weil von den PolitikerInnen, mit denen sie am Dienstagabend darüber öffentlich diskutieren wollten, nur eine einzige kam: Heike Sudmann, Sprecherin der Regenbogengruppe.

Es kamen nicht: Finanzsenatorin Ingrid Nümann-Seidewinkel, „denn erstens seien die Bezirke zuständig und außerdem sei alles gelaufen“, berichtet Anne Schumacher von der Bürgerinitiative „Spitz pass auf“, die verhindern will, was sie eine „weitere Aufschickung unseres Stadtteils“ nennt. Auch Stadtentwicklungssenator Wilfried Maier blieb fern, „der interessiert sich wohl nicht für Stadtentwicklung“, glaubt Schumacher. Auch Antje Möller (GAL), Ole von Beust (CDU) und Holger Christier (SPD) hatten anderes vor.

Die Bürger fühlen sich verraten von den Politikern, „die doch unsere Vertreter sind“. So sitzen denn Heike Sudmann und zwei InitiativenvertreterInnen mit dem Kunsthistoriker Hermann Hipp auf dem Podium und sind sich einig, dass die Stadt ihre soziale Verantwortung verrät, wenn sie sich dem Spekulationstrend im Stadtteil anschließt, indem sie das letzte große städtische Grundstück für über sechs Millionen Mark verkauft, obwohl es ein genossenschaftliches Wohnprojekt hätte werden können. Die etwa 100 anwesenden Bürger wollen trotzdem weiterkämpfen für ein St. Georg, „das bunt bleiben soll“, sagt einer. Sandra Wilsdorf