Dokumentation
: „Ein politischer Autor“

■ Zur Verleihung der Ehrenbürgerwürde an den Schriftsteller Siegfried Lenz

Dem Schriftsteller Siegfried Lenz ist gestern auf Antrag des Senats von der Bürgerschaft das Ehrenbürgerrecht der Stadt Hamburg verliehen worden. Der gebürtige Ostpreuße lebt seit 50 Jahren in der Hansestadt und hat das Hamburgische einmal so charakterisiert: Es sei „die Kunst, die Welt am Lieferanteneingangzu empfangen und ihr das Gefühl zu geben, dies sei die größte Auszeichnung, die man zu vergeben hat“. Bürgermeister Ortwin Runde ehrte Lenz in einer Feierstunde und begründete den Antrag des Senats in seiner Ansprache wie folgt:

„Man darf, man muss Siegfried Lenz einen politischen Autor nennen. Einen politischen Autor in dem Sinne, dass er Orientierung gibt, dass er Stellung bezieht. Dabei ist er gleichzeitig ein Autor, der sich von der Politik nie vereinnahmen lassen würde. Sein großes Verdienst besteht darin, dass er es vermocht hat, Menschen in der Nachkriegszeit wieder Orientierung, Mut und Zuversicht zu geben. Er formulierte, was eine ganze Generation dachte.

Ein Mann wie Siegfried Lenz, der ein so ausgesprochen wertebewusster Charakter und Autor ist, gereicht Hamburg deshalb zu besonderer Ehre. Einer Stadt, die schon seit Heinrich Heines Zeit im Ruf steht, die Stadt des Kommerzes zu sein, aber nicht der Kultur.

Siegfried Lenz ist Chronist deutscher Zustände, Zeitzeuge der gewordenen deutschen Demokratie. Voll gelassener Heiterkeit und doch schonungsloser Offenheit zeichnet er das deutsche Wesen. Siegfried Lenz ist ein großer deutscher Literat; ein deutschsprachiger Autor, in Hamburg beheimatet, aber überall auf der Welt gelesen – und verstanden.“