Im Bauch der Medien

Große Brüder: Bernhard Roses „ivansxtc.“ und Daniel Minahans „Series 7“ (Panorama)

Es ist Sex, es ist Drugs, es ist Film. Es ist der leicht angewiderte, nichtsdestotrotz faszinierte Blick, den „ivansxtc.“ in den Bauch des Medienmolochs wirft. Die Geschichte des Agenten, dessen plötzlicher Tod das von ihm gesponnene Netz aus Abhängigkeiten, Beziehungen und Verpflichtungen ins Wanken bringt, mag, wie die Filmemacher vermelden, inspiriert sein von Leo Tolstois Ivan Illich, ist aber doch vor allem das Hollywood-Bashing: die Filmindustrie als Anhäufung von Waffenfreaks, Drogenfressern und Sexsüchtigen.

Ein unsympathischer Haufen, der intrigiert, hintergeht und betrügt, dass es eine Pracht ist. Die stets wackelnde Handkamera fängt die Hektik des Produzentenalltags ein, in dem jederzeit, am Konferenztisch, an der Bar oder gar im Pool, immer das neueste Drehbuch „gepitcht“ wird. Das Problem aber ist die billige Inszenierung: Der Glamour, das große Geld, die Motive der Skrupellosigkeit bleiben nur Ahnung.

„Series 7“ dagegen beschränkt sich auf die Oberfläche. Und kommt zu dem Schluss, dass die nicht weniger pervertiert ist. „Series 7“ besteht aus drei Folgen der siebten Staffel von „The Contenders“, einer Reality-TV-Serie, in der sich 6 Kandidaten gegenseitig umbringen müssen. Der einzige Überlebende tritt als Champion in der nächsten Staffel gegen neue Herausforderer an.

Regisseur und Drehbuchautor Daniel Minahan (36), der sein Handwerk als Produzent von TV-Dokumentationen lernte, denkt das Big-Brother-Prinzip konsequent zu Ende. Seiner Crew hat Minahan erzählt, man solle sich vorstellen, ein zweites „War of the Worlds“ zu produzieren. Gedreht wurde digital, bewusst hat man auf bekannte Schauspieler verzichtet, um die Illusion perfekt zu machen. TO

„Series 7“, Regie: Daniel Minahan, USA 2000, 85 Min.„ivansxtc. (To Live and Die in Hollywood)“, Regie: Bernard Rose, USA/Großbritannien 2000, 92 Min.