Böhr versumpft

CDU-Spitzenkandidat Christoph Böhr gerät gut einen Monat vor der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz in den Dunstkreis der Affäre Doerfert

FRANKFURT/MAIN taz ■ Versinkt nach Bundesverkehrsminister Reinhard Klimmt (SPD) und dem saarländischen Innenminister Klaus Meiser (CDU) demnächst ein Spitzenkandidat im Doerfert-Sumpf? Christoph Böhr, der CDU-Fraktionsvorsitzende im rheinland-pfälzischen Landtag, soll seine Partei bei der Landtagswahl am 25. März zum Sieg führen. Jetzt belasten Recherchen des Hamburger Magazins Stern den Kohl-Vertrauten. Als Parteivorsitzender der Union in Trier habe Böhr wenigstens 325.000 Mark Schwarzgeld angenommen, das von Hans-Joachim Doerfert aquiriert worden sein soll. Der Chef der Caritas Trägergesellschaft Trier (ctt) wurde inzwischen vom Landgericht Koblenz wegen Untreue zu einer langen Haftstrafe verurteilt.

Politisch besonders pikant: Der Millionenbetrüger Doerfert, auf den zunächst in München und dann wieder in Koblenz weitere Strafverfahren zukommen, war von 1992 bis 1996 unter Partei- und Rathauschef Böhr Schatzmeister der CDU in Trier. Die Staatsanwaltschaft in Koblenz wirft Doerfert in der fertig gestellten zweiten Anklageschrift unter anderem vor, auch für eine direkte Spende in Höhe von knapp 200.000 Mark an seine eigene Partei tief in die Kasse der Caritas gegriffen zu haben.

Derweil ist die dritte Anklageschrift offenbar schon in Vorbereitung, wie der Stern berichtet. Die Staatsanwaltschaft in Koblenz ermittle gegen 60 Personen, die für die von Doerfert geleitete ctt überhöhte Rechnungen hätten ausstellen dürfen. Die seien dann mit dem Geld aus der Caritas-Kasse bezahlt worden. Zum Dank dafür sollen die so Geschmierten reichlich gespendet haben: an die lokale CDU der Herren Böhr und Doerfert.

Böhr erklärte zu den Vorwürfen, dass er „von den Betrügereien von Doerfert nichts gewusst“ habe. Ein CDU-Sprecher sagte, der Stern versuche auf „billige und infame Weise“ einen Zusammenhang zwischen Böhr und Doerfert herzustellen. Die Grünen in Rheinland-Pfalz hatten die CDU schon letztes Wochenende aufgefordert, das von Doerfert gespendete Geld, das nicht auf ehrliche Weise verdient worden sei, für einen guten Zweck zu spenden. Die Grünen waren da noch von einem Betrag von lediglich 51.000 Mark ausgegangen. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT