Kaltes Bier für raue Bären

■ Die Seemannsmission feiert ihren 50. Geburtstag. Zugleich kämpft sie gegen das Vergessen-werden. Für Ruhm und Geld wird dort heute Abend Kunst versteigert

Als Friedrich Strube ein kleiner Junge war, kannte jeder Bremer die Seemannsmission. Aus dem kleinen Jungen von damals ist inzwischen ein ziemlich großer Junge geworden. Doch mit dem Bekanntheitsgrad der Seemannsmission ging es im selben Zeitraum in die entgegengesetzte Richtung. Wer kennt heute noch die Bremer Seemannsmission? Zu wenige, findet Strube und bedauert das zutiefst – weniger aus nostalgischen als vielmehr aus professionellen Gründen.

Denn Friedrich Strube ist der Vorsitzende des Trägervereins, der die evangelische Hilfsorganisation für Seeleute betreibt. Heute feiert die Mission ihren 50. Geburtstag und hätte eigentlich allen Grund zur Klage: Immer weniger Schiffe fahren die Bremer Häfen an, immer weniger Seeleute suchen das im Faulenquartier gelegene Seemannsheim auf. Und, auch das kein Grund für Jubiläumsstimmung: Die evangelische Kirche muss sparen, was sich auch im Haushalt der Seemannsmission niederschlägt. Alleine im letzten Jahr wurden die Mittel um 70.000 auf 120.000 Mark gekürzt. Dennoch ist Strube zum Feiern zu Mute, und er muss sich nicht einmal arg zwingen, um in die entsprechende Stimmung zu kommen. Denn nach dem Verkauf des Seemanns-Frauenheims 1997 und der anschließenden Renovierung der Mission sind die 51 Betten immerhin wieder zu 66 Prozent ausgelastet. Und nach dem heutigen Abend hofft die Mission sogar 100.000 Mark mehr in der Kasse vorzufinden.

Eine Kunstauktion soll das Wunder vollbringen. Inspiriert von der Entschlüsselung des menschlichen Genoms hat die österreichische Künstlerin Gisela W. Adler die Formel auf fleischfarbene Leinwände gebracht. Mehr als 50 „Stücke von sich selbst“ werden heute Abend einer ausgewählten Schar BremerInnen feilgeboten. Wenige betuchte BürgerInnen können die Kunstwerke vom 19. bis 23. Februar in der Bremer Bank besichtigen und Kunstdrucke erwerben.

Diese Auktion ist nur der erste Schritt, um die Bremer Seemannsmission wieder in das Bewusstsein der Bürger zu bringen. Weitere kleine Aktionen sollen folgen. Vielleicht gelingt es der Mission so auch ohne die Kultivierung alter Seemannsklischees, eine Anlaufstelle für diejenigen zu bleiben, die sich gerne den rauen Wind der See um die Nase pfeifen lassen und vielleicht insgeheim immer noch darauf hoffen, einen richtigen Klabautermann in die Flucht zu schlagen. Ein heißer Kaffee am Morgen, ein kaltes Bier am Abend und ein bisschen Unterhaltung im Seemannsclub haben jedenfalls schon so manchem alten Seebären den doch ziemlich harten Alltag versüßt. Einige haben mit der „kleinen Heimat in der Ferne“ sogar ein richtiges Zuhause gefunden und verbringen ihren Lebensabend in den „Kajüten“ der Bremer Seemannsmission am Jippen. vvo