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: Lebensmüde TV

Trigger Happy TV

(Do., 23.15 Uhr, Pro7)

„Don’t trust this man!“ steht unter dem Konterfei auf einem Plakat, darunter der Abgebildete, und der erzählt Ihnen, er hätte ein grandioses Drehbuch geschrieben, müsste also dringend nach Hollywood und fragt, ob Sie ihm nicht ein wenig Kleingeld geben könnten.

Würden Sie? Ja, Sie würden. Sie würden auch vor einem 1,80 Meter großen Eichhörnchen wegrennen, wenn es Sie bedroht, und einen Mann mit Ringelpulli und Augenmaske nicht ins Haus lassen, denn mit einem Sack über der Schulter, auf dem „Beute“ steht, kann das nur ein gemeiner Dieb sein. Und wenn einer seinen ausgestopften Schäferhund durch den Park zerrt, weil der diesen Park geliebt hat, dann würden Sie das verstehen.

Auf solchen Unsinn werden Sie nicht reinfallen? Das haben viele Briten auch gedacht, bevor ihnen Dom Joly mit verstecktem Kameramann Sam Cadman über den Weg lief und sie mit brachialen Absurditäten vor den Kopf stieß. Den Schabernack, den die beiden mit ihren Mitmenschen getrieben haben, bringt „Trigger Happy TV“ endlich auch nach Deutschland. Mit Kamera, dafür ohne Drehbuch trachten Joly und Cadman nur nach dem einen: Verwirrung unter ihren Mitmenschen zu stiften. Fast rührend tritt da die Ungeschicktheit der sophisticated Brits zutage.

Gut, die Gags sind simpel: Joly brüllt in sein Riesenhandy, dass er nicht reden könne, weil er in der Bibliothek sitze. Bei Stefan Raab wäre das „Haha“, bei „Trigger Happy TV“, das in England auf Channel 4 läuft, ist es lustig, weil die Späße nicht ausgetüftelt sind und die Reaktion der Opfer nicht zwingend dazu gehört: Man lacht über die haarsträubenden Ideen, die Passanten zeigen sich eh nur verwirrt. Durch die Amateurvideoästhetik und die Aneineinanderreihung pointenloser Kurzgags wirkt es so, als wären zwei Jungs unterwegs, die Blödsinn machen. Angenehm ist, dass die sekundenlangen Videosequenzen nicht durch Gelächter vom Band, sondern mit ein paar Takten netter Britpops unterlegt sind.

Dass Terry Gilliam in einer Sequenz mitspielt, ist so sicher nicht nur eine Hommage an ihn, sondern auch eine Anerkennung des großen Python-Boys. Wenn das mal kein Qualitätsmerkmal ist.

KATHRIN HARTMANN