neue watchlist warnt anleger

Die größten Vernichter von Aktienvermögen

Mit dem Aktienboom ist Ulrich Hocker ein wichtiger Mann geworden. Seit 1997 veröffentlicht der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz jährlich eine Watchlist der fünfzig größten Vernichter von Aktionärsvermögen der vergangenen fünf Jahre. „Angeführt wird die Liste der Old Economy 2001 von der Stolberger Telecom“, verkündete Hocker gestern in Berlin. Innerhalb eines Jahres ging deren Kurs um 76 Prozent nach unten.

Auch bekannte Namen gilt es zu meiden. Der Schreibwarenhersteller Herlitz belegt Platz sechs. Es folgen die Bremer Vulkan Werft und die Handelsgruppe Kaufring. Sechzig bis siebzig Prozent Verlust haben ihre Aktionäre im Vorjahr verbucht. Sollen die Kleinanleger nun verkaufen? „Sie müssen das Management darauf prüfen, ob es den Turn Around schaffen könnte“, rät Hocker. Und vor dem nächsten Kauf besser hinschauen.

Eintausend Hauptversammlungen werden Hockers Leute dieses Jahr besuchen und unangenehme Fragen stellen, um so unfähige Manager zu entlarven. Gegen den Oberverlierer des Vorjahres wurde auf Antrag der Schutzgemeinschaft bereits ein Zwangsgeld verhängt. „Zum wiederholten Male hat es der Vorstand der Stolberger Telecom AG unterlassen, eine Jahreshauptversammlung für das Geschäftsjahr 1998/99 einzuberufen“, bemängelt Hocker. „Das ist leider richtig. Und unsere Aktionäre sind unglücklich“, gibt Stephan Beyl, Assistent des Vorstandes der Stolwerk Telecom, zu. Die wenigen, die seinem Haus noch treu sind, kennt er inzwischen persönlich.

In der erstmals veröffentlichten Watchlist für den Neuen Markt steht der Pionier des Internetfernsehens Infomatec mit 96 Prozent Jahresverlust ganz oben. Hocker fordert härtere Strafen für alle, die ihre Pflichten aus der Zulassung am Neuen Markt nicht erfüllen. Geldstrafen von bis zu 100.000 Euro sind ihm zu niedrig. Einen verlustreichen Kandidaten sieht Hocker schon im nächsten Jahr auf seiner Liste: die Deutsche Telekom. „Die fehlen heute nur, weil es sie noch keine fünf Jahre gibt.“ RALF GEISSLER