Zu schwarz für die Kirche?

Katholischer Pastor aus Mümmelmannsberg verweigerte zwei Mädchen ghanaischer Eltern das Sakrament der Firmung  ■ Von Kaija Kutter

Die Kirche ist für alle da, egal ob die Hautfarbe weiß, schwarz oder gelb ist, sollte man meinen. Sabrina und Sarah Steger* aus Mümmelmannsberg machten eine andere Erfahrung. Sie wollten bei der örtlichen St. Stephanus-Gemeinde gefirmt werden, eine Zeremonie die der evangelischen Konfirmation entspricht. Doch obwohl die Theologin, die die beiden in der Firmgruppe zusammen mit einem guten Dutzend anderer Mädchen im katholischen Glauben unterrichtete, sich vehement dafür aussprach, verweigerte Gemeindepastor Albert Domnik das Sakrament.

Sabrina und Sarah, inzwischen 18 Jahre alt, wurden im November 99 von ihrer Freundin Alicia* zur Firmgruppe mitgebracht. Es gab ein kleines Problem: die Zwillinge waren als Babies evangelisch getauft worden. „Der Konfessionswechsel in diesem Alter ist an sich kein Problem“, sagt die Theologin Claudia Schlüter. Sie sei damals mit den Taufurkunden zu Pastor Domnik gegangen und habe zunächst dessen Zustimmung zur Aufnahme der beiden in die Gruppe bekommen. Aber vier Wochen vor der Firmung habe ihr Vorgesetzter sie zu sich gebeten und gesagt: „'Das mit den Negerkindern machen wir nicht'“.

Domnik stellt die Sache anders da: „Das hatte mit der Hautfarbe nicht zu tun.“ Er selber habe fünf Jahre in Venezuela gearbeitet und keinerlei Vorbehalte gegen Menschen anderer Hautfarbe. Im Unterschied zu Alicia hätten Sabrina und Sarah nicht den Erstkommunionsunterricht mitgemacht, „darauf baut der Firmunterricht auf“.

Zurück zu den 9-Jährigen in den Kommunionsunterricht? „Das kam für uns nicht in Frage“, sagt Sabrina. Schlüter hält diesen Weg auch für überflüssig: „Die beiden hatten gutes Vorwissen und haben nachdem sie mit 14 Tagen Verspätung hinzukamen keine einzige Stunde versäumt.“ Sie als Theologin habe geprüft, „das es den beiden ernst war mit dem Schritt“. Pastor Domnik hingegen habe mit den beiden nicht gesprochen.

Schlüter riet den Mädchen, nicht von der Bildfläche zu verschwinden. Als ihre Altersgenossen am 13. Mai 2000 in Gegenwart von Weihbischof Hans-Joachim Jaschke gefirmt wurden, saßen sie auf der Kirchenbank. Es kam zum Eklat, als Alicias Mutter den Weihbischof vor versammelter Gemeinde lautstark auf den Vorgang hinwies. Einen Pastor öffentlich kritisieren, das tut man nicht. Beim Verlassen der Kirche spuckten andere Frauen der Mutter vor die Füße.

Der Weihbischof erinnere sich an den Vorfall, sagt der Pressesprecher der katholischen Kirche, Manfred Nielen. Jaschke habe anschließend „in guter Atmosphäre mit den Familien und den Betroffenen gesprochen“ und ihnen geraten, sich an eine andere Gemeinde zu wenden. Pastor Domnik anzuweisen, die beiden zu firmen, komme nicht in Frage: „Wir können keinen Pastor zwingen, die Sakramente zu spenden.“ Alicia und ihre Freundinnen können sich allerdings an kein Gespräch mit dem Weihbischof erinnern. „Der Bischof kam nach der Firmung zu mir und fragte, ob das stimmt, was die Mutter in der Kirche gesagt hat“, berichtet Claudia Schlüter. Als sie bejahte, habe er gesagt: „Kümmern sie sich um die Mädchen.“ Schlüter fand einen anderen Pastor in Eimbüttel, der bereit war, das Ritual für die Zwillinge nachzuholen. Allerdings brauchte dieser dafür die „Dispens“ von Erzbischof Ludwig Averkamp. „Ich rief in dessen Sekretariat an und erhielt von der Sekretärin das Versprechen sich darum zu kümmern“, erinnert Schlüter. Bis heute habe sie nichts mehr davon gehört.

„Eine Dispenz beantragt man nicht telefonisch, sondern schriftlich“, hält Manfred Nielen dem entgegen. Verspricht allerdings, sich zu erkundigen, ob ein solches Schriftstück unterwegs ist.

Ob sie jetzt überhaupt noch gefirmt werden wollen? „Ich schon“, sagt Sarah. Sabrina ist anderer Meinung: „Nach allem was passiert ist, würde mir das schwer fallen.“

*Namen von der Redaktion geändert