Schwere Geburt

■ Mutter und Kind verlassen St.-Jürgens-Klinik

Die extrem übergewichtige Frau, die Anfang Januar in der Klinik St. Jürgen-Straße ein Kind zur Welt brachte, konnte das Krankenhaus gestern verlassen. Mit ihrem nach dreißigwöchiger Schwangerschaft per Kaiserschnitt zur Welt gebrachten Sohn wurde sie in eine Reha-Klinik in Celle verlegt. Dort will die 30-Jährige nun ihr Gewicht so weit reduzieren, dass sie körperlich in der Lage ist, ihr Kind großzuziehen. Nach Ansicht der Bremer Ärzte kann das lange dauern: Die Patientin habe Fettreserven für mehrere Jahre.

Als die Frau vor sieben Wochen per Hubschrauber in die Klinik eingeliefert wurde, wog sie 374 Kilogramm. Sie konnte nicht selbst gehen und der wachsende Fötus beeinträchtigte ihre Atmung, so dass ein sofortiger Kaiserschnitt notwendig war. Nach der mehrstündigen Operation waren die Klinikmitarbeiter vor allem darum bemüht, die Wöchnerin wieder auf die Beine zu bekommen, da ein äußerst hohes Risiko einer tödlichen Lungenkomplikation bestand.

„Üblicherweise versterben solche Patienten daran schon, ohne dass eine aufwändige Operation ihre Lunge zusätzlich belastet“, verdeutlicht Klinikdirektor Johann-Dieter Kamp die Gefahr. Die Frau aus Bremervörde war darüber offensichtlich nicht hinreichend informiert worden. Ihr Frauenarzt hatte sie trotz ihres krankhaften Übergewichts mit Hormonen behandelt, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen.

Nur mit Glück konnte die engagierte Klinik-Belegschaft das Leben der jungen Mutter retten, die bis zuletzt auf der Intensivstation betreut wurde. Ihre ersten Schritte machte sie Tage nach der Operation, als ein spezieller Transportbrutkasten mit dem Neugeborenen ins Zimmer gebracht wurde. Der wird seit der Geburt im Krankenhaus vom Vater betreut. Inzwischen kann die Mutter wieder selbst im Flur auf und ab gehen. Im Krankenhaus hat sie rund sechzig Kilogramm abgenommen – vor allem durch Wasserverlust. „Wir mussten sie normal ernähren“, erklären die Mediziner, „um die Wundheilung nicht zu gefährden“. jank