Heute wird in Bremen das Porträt der Ufa-Diva Marianne Hoppe vorgestellt. „Die Königin“ und ihr Anbeter kommen auch

Oft muss sich die 90-jährige Marianne Hoppe noch heute in unangemessen aggressiver Weise fragen lassen, warum sie im Dritten Reich Filme drehte, in denen sie winkend Männern nachweint, die in den Krieg ziehen. Dabei hätte die begnadete Mimin, die in den 80er Jahren von der internationalen Theaterregie-Elite (Einar Schleef, Robert Wilson, Heiner Müller...) ,wiederentdeckt' wurde, jede Menge anderes zu erzählen. Das tut sie aber auch in Schroeters Porträt nicht. Statt den Zuschauer mit Anekdoten und Fakten zuzumüllen, verbringt Schroeter die Hälfte der Zeit damit, aus Stücken von Lessing, Shakespeare, Goethe oder Duras rezitieren zu lassen – und es ist keine vergeudete Zeit. Denn er erwischt dabei so intensive Blicke, Haltungen und Nebenbeibemerkungen, dass die Figur viel plastischer wird als bei einer rationalen Abarbeitung von Lebensdaten. Nichts vom Gerücht, die Ehe mit Gustaf Gründgens sei eine Zwangsheirat auf Drängen der Nazis und Gründgens sei schwul gewesen. Stattdessen ein Stück Literatur, bei dem es um den Selbstmord eines jungen schwulen Ehemanns geht. Es ist ein bisschen wie bei Rosa von Praunheims Porträts: Der Film ist weniger Lebensskizze denn eine Verbeugung. Und die ist grandios. bk

Heute in der Schauburg, 20h