Krise in Südserbiens Pufferzone

In der Grenzregion zum Kosovo gehen die Angriffe albanischer Rebellen weiter. Das setzt die Regierung in Belgrad unter Druck. Auch in Makedonien kommt es zu Schießereien

BELGRAD taz ■ Sporadische Angriffe bewaffneter Albaner auf Stellungen der serbischen Polizei haben gestern die Spannungen in der südserbischen Pufferzone weiter angeheizt. Wie das Pressezentrum in Bujanovac mitteilte, hätten „albanische Terroristen“ aus Mörsern, schweren Geschützen und Schnellfeuerwaffen geschossen, die Polizei habe das Feuer „zurückhaltend“ erwidert. Angaben über Verletzte oder Tote gebe es keine.

Der jugoslawische Präsident Vojislav Koštunica rief Sonntagnacht eine Krisensitzung der jugoslawischen und serbischen Führung zusammen. Das Ziel der jüngsten Anschläge im Kosovo und Südserbien sei, den Friedensprozess aufzuhalten und eine bewaffnete Auseinandersetzung zu provozieren, erklärte Koštunica. Belgrad habe eine ganze Reihe von Gegenmaßnahmen getroffen, die gezielt den „Terror“ unter maximalem Schutz der Bevölkerung bekämpfen sollen. Laut UN-Resolution 1244 und dem Abkommen von Kumanovo seien jedoch für die Sicherheit des Kosovo und der Pufferzone die UN-Verwaltung im Kosovo und die KFOR verantwortlich, die dieser Aufgabe bislang nicht gewachsen seien.

Die Regierung in Belgrad befindet sich in einer Zwickmühle. Internationale Abkommen verbieten der jugoslawischen Armee das Einrücken in die Pufferzone und schreiben eine beschränkte Anzahl nur leicht bewaffneter Polizisten vor, die den gut bewaffneten und ausgebildeten Kämpfern der UCPMB unterlegen sind. Die jugoslawische Diplomatie versucht daher, die internationale Gemeinschaft und die Nato von der Notwendigkeit einer Aktion der serbischen Sicherheitskräfte zu überzeugen, bevor die „Krise in einen Krieg eskaliert“. Außerdem gerät die erst neue serbische Regierung immer mehr unter den Druck der Öffentlichkeit, das „Morden von Serben“ aufzuhalten. Die Gewerkschaft der Polizisten droht nun mit einer „Befehlsverweigerung“. Die Anordnung der serbischen Regierung, sich bei Angriffen der UCPMB zurückzuhalten, würde das Leben der Polizisten bedrohen und albanische Rebellen geradezu auffordern, auf sie zu schießen. Innenminister Dusan Mihajlović zeigte Verständnis für die Polizisten, die in der Pufferzone den „albanischen Terroristen als Tontauben dienten“.

Die Krise in Südserbien dehnt sich allmählich auf das benachbarte, zu 30 Prozent von Albanern bewohnte Makedonien aus. Nach Angriffen der „Kosovo-Befreiungsarmee“ (UÇK) auf makedonische Soldaten wurde die makedonische Armee in den erhöhten Alarmzustand versetzt. Der makedonische Ministerpräsident Ljupco Georgievski besuchte gestern seinen serbischen Amtskollegen Zoran Djindjić, um eine mögliche Koordination der beiden Länder im Kampf gegen albanische Rebellen zu besprechen. ANDREJ IVANJI