Zu spät emanzipiert
: Paula heißen

■ Wenig Straßenschilder, große Umstände

Tja, meine Damen, leider zu spät gekommen. Wenn Sie Ihren werten Namen auf Straßenschilder verewigt sehen wollen, hätten Sie sich ein biss-chen früher wichtig machen müssen. Jetzt ist alles – wie stets im Leben – längst vergeben. Es sei denn, Sie heißen Paula Modersohn-Becker und betreffen nur drei Anwohner.

So ist es nämlich im aktuellen Fall: Der Straßenabschnitt zwischen Goetheplatz und Polizeihaus, der derzeit noch „Am Wall“ heißt, soll künftig den Namen der Worpsweder Künstlerin tragen – das zumindest werde geprüft, sicherte Bausenatorin Christine Wischer (SPD) gestern in der Bürgerschaft der fragenden SPD-Fraktion zu. Und weil es hier nur drei Anwohner betreffe, muss hier vielleicht ein Senatsbe-schluss nicht gelten, der einst festgelegt hatte, Straßenumbenennungen wegen des enormen Aufwands für die AnwohnerInnen – allen Bescheid sagen, neue Visitenkarten et cetera – tunlichst zu unterlassen. Glück für Paula, Pech für die anderen.

Aber es ist nicht so, dass – jetzt, wo schon alle Straßen getauft sind – Frauen bei neuen Straßen besser wegkämen. 205 Straßen wurden in den vergangenen zehn Jahren getauft, referierte die Senatorin gestern. 90 Straßen bekamen sachbezogene Namen, 85 wurden nach Männern und popelige 30 nach Frauen benannt. Ein Verzeichnis der Gleichstellungsstelle mit Frauen-, die zu Straßennamen werden könnten, liege vor und man weise in der Abstimmung zu künftigen Straßentaufen stets darauf hin. sgi