„Grüne Woche“ kriegt noch mehr Fressstände

Der Senat stimmt Ausbau des Messegeländes am Funkturm zu. Masterplan muss überarbeitet werden. Hoteltürme verstoßen gegen Denkmalschutz

Fünf Jahre nach dem Ausbau der Messehallen am Funkturm steht dem Gelände die zweite milliardenschwere Erweiterung ins Haus. Um gegenüber anderen Messestandorten konkurrenzfähig zu bleiben, hat der Senat gestern „grundsätzlich“ einer weiteren Vergrößerung und Bebauung des Messebereichs zugestimmt. Außerdem wurde von der Landesregierung beschlossen, Modelle einer Privatisierung der Messegesellschaft zu erarbeiten. Schließlich soll das geplante Medienzentrum für die Pressevertreter der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 realisiert werden.

Nach Angaben von Senatssprecher Michael Andreas Butz hat sich das Land gestern mit Raimund Hosch, Geschäftsführer der Messe Berlin, darauf verständigt, „neue Perspektiven für das Messegelände zu eröffnen“, so Butz. Um im Wettbewerb zu den Standorten in Hannover, Düsseldorf oder Leipzig nicht abzufallen, „ist es notwenig, das Gelände auszubauen“. Mit einem Investitionsvolumen von rund zwei Milliarden Mark sollen bis 2020 neue Ausstellungsflächen geschaffen werden. Zugleich sei vorgesehen, einen neuen Zugang, Hotels sowie ein Entertainment-Center zu bauen.

Wer das alles finanziert, will der Senat in einer Woche bekannt geben. Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner und Finanzsenator Peter Kurth (beide CDU) sollen bis dahin ein Konzept erarbeiten, in dem der zukünftige Handlungs- und Finanzierungsspielraum der Messe GmbH geklärt wird, so Butz.

Ob das gelingt, ist fraglich: Während sich Branoner für eine größtmögliche Eigenständigkeit der Messe und gleichzeitige Subventionierung der GmbH durch das Land ausgesprochen hat, will Kurth den Landeshaushalt nicht weiter belasten. Der Finanzsenator fordert zugleich, einer privat betriebenen Messe etwa Grundstücke nicht umsonst zu überlassen, sondern an diese zu verkaufen. Messechef Hosch dagegen plädierte gestern noch dafür, über die umliegenden Grundstücke verfügen zu können.

Sprengstoff liegt auch in der baulichen Ausgestaltung des Messegeländes. Nach dem Masterplan der Messe sollen die beiden Hoteltürme vor dem alten Messepalast – gegenüber dem Haus des Rundfunks – entstehen. Bausenator Peter Strieder (SPD) dagegen fordert, diese auf dem Parkplatz vor dem ICC zu platzieren. Strieder erhielt gestern dafür im Senat Unterstützung. Der Messeausbau, sagte Butz, müsse sich „an der vorhandenen Bebauung orientieren“. Den Sichtachsen zum Funkturm und den Ansprüchen des Denkmalschutzes müsse „Rechnung getragen werden“.

ROLF LAUTENSCHLÄGER