Bis auf die letzte (Bau-)Lücke

■ Positive Wende im Kampf um die Burgstraße in Oldenburg

Ein Juwel, wie es ein Protestbanner suggeriert, ist die Burgstraße in Oldenburg noch nicht. Aber sie könnte eines werden – wenn die Pläne ortsansässiger Investoren, mehrere Altbauten zu Gunsten einer unterirdischen Großgarage abzureißen, nicht Realität werden. Und die Chancen, das letzte noch nicht sanierte Altstadtquartier Oldenburgs – in direkter Nähe zum Theater – behutsam zu entwickeln, sind gestiegen: In diesem Monat hat sich die rot-grüne Mehrheit im Rat auf einen Kompromiss geeinigt, der den Erhalt der – noch existenten – Bausubstanz vorsieht.

Bereits in den 60er Jahren waren die ersten Gebäude planiert worden, um neuen Parkraum zu schaffen. Die Lücken wuchsen, als vor kurzem die Firma Carl Wilh. Meyer das so genannte „Vogelhaus“ niederreißen ließ. Auch die denkmalgeschützte Burgstraße 13 aus dem Jahr 1539 war als möglicher Abruch-Kandidat im Gespräch (die taz berichtete). Beide Gebäude waren/sind Eigentum des Warenhauses C. W. Meyer.

Dessen Geschäftsführer, Carl-Wilhelm Wilke, hat Großes vor mit dem Quartier, das außer ihm einem stadtbekannten Bauspekulanten, Privatleuten und der Kommune selbst gehört. Erste Entwürfe zeigten einen historisierenden Neubaukomplex mit vier beziehungsweise drei Stockwerken, darunter die Tiefgarage. 240 Stellplätze auf zwei Etagen seien denkbar, so Wilke. Die Altbauten („Bruchbuden“) sieht er als Verfügungsmasse.

Michael Kulisch, Fraktionsgeschäftsführer der Oldenburger Grünen, wünscht sich indes, die au-thentische Struktur des kleinteiligen Gebiets, zu dem auch ein schöner Hausgarten gehört, zu erhalten – anstelle postmoderner Beliebigkeit. Die Lücken sollten mit zweigeschossigen Gebäuden geschlossen, neue Fußwege angelegt werden. Auch Stadtplaner und Bezirksregierung sehen den stadthistorischen Wert der Straße.

Die Kritiker des aktuellen Kompromisses, bei dem nur ein Altbau zur Disposition gestellt wird, sind auf ein Thema fixiert: Parkplätze. Kaufmann Wilke sorgt sich um die automobile Kundschaft, Lieferanten und Mitarbeiter. Wenn die Lücken bebaut werden, fielen 100 Stellplätze weg. Und für die neuen Gebäude seien auch neue Parkmöglichkeiten notwendig. Der Kompromiss sieht eine Tiefgarage mit lediglich 55 bis maximal 90 Plätzen für Anwohner und Bedienstete vor. Das stark vom Parksuchverkehr belastete Quartier soll Fußgängerzone werden, die Kundschaft in einem neuen Parkhaus außerhalb des Cityrings unterkommen. Um die Zufahrt zu einer großen Burgstraßen-Tiefgarage zu ermöglichen, hätte auch noch ein klassizistisches Gebäude am Theaterwall geschleift werden müssen.

„Bei dieser Planung findet in der Burgstraße in den nächsten 30 Jahren nichts statt“, schimpft Rainer Munderloh (CDU), der hohe Stellplatz-Ablösesummen befürchet. Auch Kaufmann Wilke ist der Meinung, dass sich kein Investor mehr finden werde – ihn inklusive. Bis zu den Kommunalwahlen im Herbst, so hoffen nun die Befürworter des Kompromisses, könnte ein Bebaungsplan für die Burgstraße, die offizielles „Sanierungsgebiet“ werden soll, Realität werden. Was danach geschieht, hängt von der Phantasie der Investoren ab. hase