die stimme der kritik
: Betr.: Den Rechten ihre Grenzen zeigen

Aufrechten Ganges zum Ganges!

Wachen Auges schreiten wir aufrechten anständigen Demokraten durch U-Bahn-Schächte, Trambahnen und Linienbusse. Ist irgendwo ein Rechter zu sehen, rücken wir zusammen, zeigen ihm seine Grenzen und unsere Zivilcourage. Nazi-Gegröhle? Ausländeranmache? Hitlergruß? Nicht mit uns!

Großer Dank gebührt deshalb von dieser Stelle dem wahrlich wachsamen Bürger Johannes Lorenz aus dem brandenburgischen Fläming. Jener durchschritt, so schreibt die Märkische Allgemeine, jüngst aufrechten Ganges eine Filiale des „Markendiscounters“ Plus in Jüterbog. Und musste Schreckliches entdecken: Die Supermarktkette benützt Kleiderständer, die – angeblich rein funktionellen Anforderungen folgend – von oben (aus mehr als 1,60 Meter Höhe) betrachtet eindeutig ein Hakenkreuz darstellen. Vom Markendiscounter zum Hakendiscounter? Heute der Kleiderständer, morgen nur noch mit Ariernachweis an der Wursttheke bedient werden? Später dann ein Filialleiter mit Führeranspruch („Was ein Sonderangebot ist, entscheide immer noch ich!“)?

So weit darf es nicht kommen. Und weil Johannes Lorenz nicht nur Familienvater, sondern auch „aktiver Christ“ (!) und „Gemeindekirchenrat“ (!!) ist, beschwerte er sich prompt bei der ahnungslosen Marktleiterin. Denn: „Man muss den Rechtsradikalen zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen.“

Genau! Gerade noch rechtzeitig hat Familienvater Lorenz eine schlimme Gefährdung seiner Kinder erkannt. Nicht auszudenken, seine Kinder wüchsen über 1,60 Meter hinaus und assoziierten das böse Symbol womöglich mit Positivem (Jacken, Hosen usw.). Doch Lorenz durchschaute gerade noch rechtzeitig: Perfide Neonazis haben offenbar die Kleiderständerszene unterwandert und wollen auf diese Weise rechtsradikale Symbole in öffentlichen Räumen hoffähig machen.

Was Lorenz bisher allerdings entgangen ist: Der Skandal ist noch weit größer als angenommen. Rechtsradikale Übeltäter infiltrieren bereits seit mehreren Jahrhunderten Indien! Dort wird ahnungslosen Einwohnern vorgegaukelt, das Hakenkreuz sei ein religiöses Symbol. Die Buddhisten, geblendet von Nazipropaganda, halten das inkriminierte Kreuz gar für das „Siegel auf Buddhas Herz“.

Plus hat reagiert und will die Kleiderständer verschrotten. Gut, aber nicht gut genug. Denn Johannes Lorenz’ Mission ist nicht beendet. Lorenz! Schreite nach Indien, aufrechten Ganges zum Ganges! STEFAN KUZMANY