Entführter Säugling wurde wohlbehalten gefunden

■ 36-jährige Entführerin, Mutter von fünf Kindern, bezeichnet sich als psychisch krank

Nach 24 Stunden endete gestern die Entführung des zwei Tage alten Paul-Moritz aus dem Klinkium St-Jürgen-Strasse glimpflich: Die Eltern konnten das Baby, nachdem es aus einer Wohnung in der Nähe der Klinik geborgen wurde, wieder in die Arme schließen. Der Zustand des Säuglings ist nach Auskunft der Klinik-Ärzte „sehr gut“.

Die 36-jährige Kidnapperin, selbst Mutter von fünf Kindern, wurde nach Hinweisen aus der Bevölkerung in der Wohnung eines Freundes in der östlichen Vorstadt aufgegriffen. Sie habe schon dort einen „verwirrten Eindruck“ gemacht, und auch bei der Vernehmung später von ihrer „psychischen Krankheit“ gesprochen. Das Sorgerecht für die eigenen Kinder war ihr zugunsten ihres geschiedenen Ehemannes entzogen worden.

Zum Tathergang gibt die Frau, die schon am Tag vor der Entführung auf der Wochenstation gesehen worden war, keine Auskunft. Den Erfolg verdankt die Kripo zwei Hinweisen aus der Bevölkerung, die gestern vormittag eingingen. Die Anrufer hatten die Frau auf einem Phantombild erkannt; einer wusste von einem Kind „das gestern noch nicht da war“.

Ausdrücklich bedankten sich die Eltern des Kindes gestern bei der Polizei, die mit 400 Beamten im Einsatz war. Auch bei den Angestellten und Ärzten Krankenhauses bedankten sie sich.

Umgekehrt galt „der besondere Dank“ des Klinikdirektors Walter Bremermann den Eltern, „die nicht mit Schuldzuweisungen gearbeitet haben“. Aus seiner Sicht wäre das auch „nicht angemessen“ gewesen. Die Säuglingsstation der Frauenklinik ist mit einem Scheckkartensystem ausgerüstet, das unerwünschten Besuch verhindern soll. Auch die Krankenhausleitung weiß noch nicht, wie die Frau die Sicherheitsvorkehrungen unterlaufen konnte.

Um eine Traumatisierung des Säuglings machen sich die Ärzte zur Zeit „keine großen Sorgen“. Die Frau habe das Kind allem Anschein nach gut behandelt. - hey

siehe Hintergrund Seite 22