ouza nantoi, chef der sozialdemokraten

„Wir sind zu schmutzig für Europa“

taz: Die Kommunisten sind massiv bemüht, sich ein neues, modernes Image zu basteln. Steckt ein realer Wandel der Partei dahinter?

Ouza Nantoi: Sie sind keinesfalls mehr die Ewiggestrigen, sondern erfolgreiche Geschäftsleute, jedoch meistens in der Schattenwirtschaft. Den Leuten, die für sie Wahlkampf machen, bezahlen sie zweimal mehr als die anderen Parteien. Wo kommt dieses Geld im ärmsten Land Europas wohl her? Bei uns ist ein korruptes System entstanden. Geld aus der Schattenwirtschaft fließt in die Wahlkampagne und entscheidet, wer an die Macht kommt. Eine Partei, die so an die Macht gekommen ist, wird sich in erster Linie damit beschäftigen, diesen Wirtschaftssektor zu schützen. Schon aus diesem Grund wird die Krise in Moldau andauern.

Einiges spricht dafür, dass sich die Kommunisten stärker in Richtung Moskau orientieren werden.

Sie können nur das tun, wozu sie auch in früheren Zeiten einzig und allein in der Lage waren: Moldau an Moskau verkaufen, und das im Austausch gegen eine Senkung der Preise für Energielieferungen.

Hat sich Europa zu wenig in Moldau engagiert?

Was soll Europa mit einem Territorium anfangen, wo es mit Transnistrien einen ungelösten Regionalkonflikt gibt, wo eine korrupte Macht und mafiose Strukturen herrschen. Wenn man nach Europa will, muss man sich waschen, einen Schlips umbinden und einen schönen Anzug anziehen und nicht so schmutzig herumlaufen, wie wir heute.INTERVIEW: BARBARA OERTEL