Zwei ausgebuffte Schwanenkrauler

Guildo Horn singt für Ole von Beust in der Staatsoper den Lohengrin  ■ Von Peter Ahrens

Ab und zu wird in dieser Stadt Politik gemacht. Symbolische Politik. Im Foyer der Staatsoper kraulen CDU-Fraktionschef Ole von Beust in seiner Rolle als „der Kandidat“ und FDP-Heldentenor Rudolf Lange einen ausgestopften Schwan und lassen sich dabei fotografieren. Danach kommt ein Mann auf die Bühne, in einem Kostüm (Leihgabe des Lübecker Theaters) mit Schwert. Er sieht aus wie Guildo Horn. Es ist Guildo Horn.

Nussecken liegen bereit, und Guildo Horn singt die Arie von Wagner (Richard, nicht Eugen) „In fernem Land, unnahbar euren Schritten“, die Gralserzählung Lohengrins. Alljährlich naht vom Himmel eine Taube. Die Journalis-tInnen grinsen, die FDP-Leute und die CDU-Hinterbänkler freuen sich, wie sie sich nie gefreut haben. Denn jetzt kann Ole von Beust wahrhaft Bürgermeister werden. Jetzt ist SPD-Fraktionschef Holger Christier mit seinem Spruch: „Eher singt Guildo Horn in der Staatsoper den Lohnegrin, als dass Ole von Beust Bürgermeister in diesem schönen Rathaus wird“, düpiert. Jetzt werden die Karten neu gemischt. Es ist kein Naturgesetz, dass die SPD in Hamburg regiert, hört man auf den Fluren raunen, wird in Mikrofone gesprochen. Hamburgs PolitikjournalistInnen sind aufgeregt.

Aber dann, die SPD. Sozialdemokratischer Humor. Es werden noch vor Ort rot eingefärbte Nuss-ecken verteilt. Und Christier schlägt zurück, wächst über sich hinaus, geht unter die Literaten (siehe Lokalkoloratur). Feixende Sozis. Eine Pressemitteilung, die anhebt mit den Worten: „Piep, piep, piep, auch SPD hat Guildo lieb.“ Keiner interessiert sich plötzlich mehr für den ausgestopften Schwan und den ausgestopften Kandidaten. Das SPD-Naturgesetz bleibt bestehen. Das andere Naturgesetz: Wahlkampfniveau in Hamburg ist nicht zu unterbieten.