Zweitleben für gute Rechner

Greenpeace-Auszeichnung für PC-Recycling-Initiative. Beim Einkaufen helfen diverse Label und ein Leitfaden  ■ Von Gernot Knödler

Die Öko-Bilanz eines Computers ist erschreckend: Der „ökologische Rucksack“, der sich bei der Herstellung zweier PCs füllt, ist Greenpeace zufolge so groß wie der eines Autos. Denn so ein Rechner enthält eine Vielzahl seltener und giftiger Stoffe, die die Umwelt stark belasten, und ein Auto wird viel länger benutzt. Greenpeace hat der „Hamburger Initiative für die Weiternutzung gebrauchter Computer“ deshalb unlängst das Öko-Label „future product“ für besonders umweltfreundliche Produkte verpasst.

Die Beschäftigungsträger Mook Wat und Nutzmüll sowie die Elbe-Werkstätten, die zur Genossenschaft der (Behinderten-)Werkstätten gehören, haben sich dabei zusammengetan, um ausgemusterte Computer einzusammeln und zu recyceln, sei es als ganze oder in Teilen.

„Es ist einfach Irrsinn, die nach drei Jahren in die Tonne zu treten, nur weil das Finanzamt sagt, die sind jetzt abgeschrieben“, findet Martina Nolte, Projektleiterin von Mook Wat PC. Die aufgearbeiteten Rechner gehen gegen eine Schutzgebühr an gemeinnützige Einrichtungen oder Schulen, die sie sich sonst nicht leisten könnten. Unbrauchbare Teile werden fachgerecht entsorgt, das ist der Deal mit den Spendern.

Bei Mook Wat PC werden 15 arbeitslose Jugendliche für EDV-Berufe qualifiziert. In Dulsberg vernichten sie auf einem hohen Sicherheitsstandard die Daten auf den gespendeten Computern; sie testen und reinigen die alten Geräte, rüs-ten sie zu Multimedia-PCs auf und binden sie in Netze ein. Eine damit beglückte Schule braucht bloß noch den Stecker in die Dose zu stecken. Ähnlich arbeitet das Projekt „Mäc“ des Altonaer Vereins Nutzmüll.

„Anfangs hatten wir den Eindruck, dass manche Firmen kostenlos ihre Entsorgung bei uns abwi-ckelten“, sagt Nolte. Inzwischen ist Lieferanten wie Mitarbeitern klar , dass Uralt-PCs selbst fürs Recycling nicht taugen. „Am Anfang dachten wir, als bessere Schreibmaschinen sind die noch superklasse“, erinnert sich Nolte. Aber gerade Schulen benutzten Multimedia-Programme, die ziemliche hohe Anforderungen an die Rechner stellen. Ein Pentium-Prozessor muss es da schon sein.

Was von Mook Wat PC und Nutzmüll Mäc nicht weiterverwendet werden kann, wird in den Elbe Werkstätten von 30 behinderten MitarbeiterInnen per Hand zerlegt. Bis zu 95 Prozent der Masse speisen sie in den Rohstoff-Kreislauf ein. Der giftige Rest landet in der Sondermüll-Verbrennungsanlage.