Liberaler Eiertänzer

■ FDP-Spitzenkandidat Rudolf Lange ist jetzt auch Parteichef und will nach wie vor zweistellig werden

Rudolf Lange versucht die Quadratur des Kreises: Der FDP-Spitzenkandidat will auf jeden Fall mithelfen, den Senat nach der Bürgerschafts-Wahl abzulösen und erreichen, „dass abgesehen von einer Großen Koalition eine Regierungsbildung ohne uns nicht möglich ist“. Gleichzeitig will er aber auf keinen Fall mit der Schill-Partei zusammenarbeiten. Wie er das alles unter einen Hut bekommen will, das verriet er am Sonnabend der Partei noch nicht, als er mit deutlicher Mehrheit zum neuen Landesvorsitzenden gewählt wurde. Lange erhielt 96 von 110 Stimmen, sein Gegenzählkandidat Heinz Escherich brachte acht FDP-Delegierte hinter sich.

Der 59-jährige Berufssoldat Lange redet Drei-Prozent-Umfragen zum Trotz hartnäckig von einem zweistelligen Wahlergebnis im September. Mit Schill will er nicht, mit Regenbogen, PDS und GAL – „die Grünen versenken ihre Prinzipien gerade im Mühlenberger Loch“ – auch nicht: Da blieben den professionellen Mehrheitsbeschaffern bei einem Einzug in die Bürgerschaft nur SPD und CDU zur Partnerwahl. Lange wiederholt dauernd, keine Koalitionsaussage machen zu wollen, aber es ist kein Geheimnis, dass er am liebsten mit Ole von Beust eine CDU-FDP-Mehrheit zimmern würde. Das ist zwar wenig realistisch, doch Lange glaubt trotzdem, schon Panik-Reaktionen beim Senat ausgemacht zu haben: „Die FDP steht vor der Tür und rüttelt an den Festen, da sind die Regierenden aufgewacht.“

Der Airbus ist keine Wahlkampfmunition mehr, da muss es halt der gute alte Transrapid tun. Dass der jetzt in China und nicht in Hamburg fahre, sei ein „Irrwitz“. Die Verkehrspolitik des „Stau-Senators“ Wagner sei verfehlt, und ohnehin benehme sich der Senat gegenüber anderen politischen Kräften borniert und arrogant.

Das sind Eigenschaften, die der FDP selbstredend fern liegen, man pflege „einen eigenen politischen Stil“. Und was die Gestaltung des Wahlkampfes angeht: Da habe Guildo Horns Lohengrin schon einen Vorgeschmack gegeben, „wie man auch ohne Big Money kreativ auftreten kann“. Peter Ahrens