Langfristig enttäuschend

Aktiencheck: Die Watchlist der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz nennt die Unternehmen mit der schlechtesten Wertentwicklung. Nicht selten wurde mehr versprochen als letztlich zu halten war

Für Aktionäre steht die fünfte Jahreszeit unmittelbar vor der Tür: In Kürze beginnt die Saison der Hauptversammlungen. Und da dürfte so mancher Manager selbst in luftigem Seidenhemd noch ins Schwitzen kommen, wenn er den Eignern seines Unternehmens gegenübersitzt. Denn privaten Anlegern bescherte das vergangenen Börsenjahr so manche schlaflose Nacht.

Gerade „die Anfang 2000 noch schöne Welt des Neuen Marktes hat deutliche Risse bekommen“, resümiert man bei der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die Zeit, die bis zur ersten Gewinnwarnung vergehe, werde „immer kürzer“, beobachtet man dort. Den traurigen Rekord halte hier die Firma Adpepper. „Nach gerade einmal vier Wochen Börsenzugehörigkeit musste das Unternehmen die erste Gewinnwarnung herausgeben.“

Bereits zum vierten Mal veröffentlichte die Vereinigung dieser Tage eine Liste der „50 größten Vernichter von Aktionärsvermögen“. Berücksichtigt hat man dabei 350 Unternehmen, die entweder dem Dax, M-Dax, S-Dax oder C-Dax angehören „und mindestens fünf Jahre gelistet sind“.

Die von der DSW so genannte „Watchlist“ wird in diesem Jahr von der Stolberger Telecom AG angeführt. „Wer Ende 1995 die Aktie dieses Unternehmens gekauft hat, musste bis Ende 2000 einen durchschnittlichen Wertverlust von rund 60 Prozent hinnehmen“, ermittelte die DSW. Aber auch jene Anleger, die später eingestiegen sind, hätten „alles andere als Grund zur Freude“: Im 1-Jahres-Vergleich habe die Kapitalanlage mehr als 76 Prozent an Wert eingebüßt. Auf Platz zwei der Geldvernichter steht die Steucon Grundbesitz- und Beteiligungs-AG, gefolgt von der Plettac AG.

Immerhin 29 Unternehmen der aktuellen Liste fand man auch schon auf der des letzten Jahres, bei 17 habe sich „die Situation sogar noch verschlechtert“. Insofern könne „auch bei den Traditionsunternehmen die langfristige Aktienanlage zu einer Langfrist-Enttäuschung werden“. Auch bekannte Namen wie Bilfinger & Berger, Deutz, Kampa Haus, Strabag, Walter Bau, die Berentzen-Gruppe, Alno, Sero, Kaufring und Herlitz rangieren unter den schlechtesten 50.

Nur knapp 30 Prozent der deutschen Aktiengesellschaften hätten es geschafft, ihren Anlegern „über Jahre hinweg eine durchschnittliche Verzinsung von 12 Prozent auf ihr eingesetztes Kapital zu erwirtschaften“, so die Schutzvereinigung. Dabei könnten die „dramatischen Kursverluste Rückschlüsse geben auf Missmanagement, mangelnde Prognosefähigkeit, schlecht funktionierende Kontrollorgane und eine insgesamt miserable Informationspolitik“. Es geht auch anders: Während Stolberger im 5-Jahres-Verlauf mit einem Minus von gut 51 Prozent gelistet ist, schaffte im gleichen Zeitraum Porsche – um einen der bekannteren Namen zu nehmen – ein Plus von immerhin rund 55 Prozent.

Erstmals nennt die Watchlist auch eine Auswahl von Firmen, die am Neuen Markt gehandelt werden. Kriterium war, dass sie seit zwei Jahren dort notiert sind – von insgesamt 320 Unternehmen mithin 61. Verlierer sind der Liste zufolge die Aktionäre der Infomatec AG mit einem Minus von gut 76 Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Verlust gar bei 96 Prozent. Auf Rängen, die nur geringfügig besser aussehen, stehen Namen wie Edel Musik, Teldafax und Tiptel. Das Fazit für den Neuen Markt ist laut DSW „ernüchternd“: Nur ein Viertel der so genannten Wachstumsunternehmen hätten „die Erwartungen der Aktionäre erfüllen“ können. „Der Großteil der New-Economy-Gesellschaften“ hingegen „schmälerte die Portemonnaies seiner Anleger“.

Gewinner sind demgegenüber eindeutig jene, die beispielsweise auf Teleplan International N. V. setzten. Sie können ein Plus von mehr als 162 Prozent im 2-Jahres-Verlauf buchen. Die einzige derzeit in der Liste vertretene grüne Aktie der Plambeck Neue Energie AG schaffte in diesem Zeitraum immerhin Platz 10 mit einem Plus von 27 Prozent in den letzten zwei Jahren. Spannend für Öko-Anleger dürfte die nächste Watchlist sein: Denn viele Firmen aus dem Umwelt- und Energiebereich kamen erst in den Jahren 1999 und 2000 auf den Neuen Markt. Sie werden im nächsten Jahr zeigen müssen, was das Öko-Aktieninvestment wirklich wert ist. Zumindest monetär. ANDREAS LOHSE

Die komplette Liste mit 350 Unternehmen der Old Economy sowie 61 des Neuen Marktes findet man als Excel-Tabelle unter www.dsw-info.de