das interview

Seeverkehrsexperte Manfred Zachcial über einen zweiten Tiefwasserhafen neben Rotterdam

taz: Herr Zachcial, ist der eine Nordsee-Tiefwasserhafen in Rotterdam nicht genug?

Manfred Zachcial: Für den Wettbewerb ist ein einziger Superhafen schlecht. Außerdem bringt das massive Probleme im Hinterlandverkehr mit sich.

Wäre es nicht kostengünstiger, den über eine einzige, gut ausgebaute Eisenbahnverbindung zu führen?

Selbst wenn eine Supereisenbahn gebaut würde, wären die Holländer nur für Teile Europas in der besseren Position. Bisher laufen ja von Rotterdam nur fünf Prozent der Container über die Schiene.

Was sind die ökologischen Auswirkungen?

Im Weltmaßstab gibt es darüber noch keine Untersuchungen. Aber natürlich sind die ökologischen Probleme bei einem einzigen Megaport gravierender.

Wie groß können denn Schiffe eigentlich noch werden?

Es wird Schiffe geben, die bis zu 12.000 TEU fassen. Aber Fünf- bis Achttausender werden die Arbeitspferde bleiben. Deshalb haben auch die Häfen in Hamburg und Bremerhaven mit ihrer hohen Effizienz und ihrem gut erschlossenen Hinterland weiterhin eine gute Zukunft.

Für diese Häfen wäre es also keine Katastrophe, wenn Rotterdam das Tiefwassermonopol behielte?

Vom erwarteten Mengenwachstum von sieben Prozent im Jahr könnten sie mit ihrer Kapazität ja langfristig kaum noch profitieren. Das wäre bis zum Jahr 2010 eine Verdoppelung der Umschlagsmengen. Dem sollte man ruhig mit einem Tiefwasserhafen Rechnung tragen. Ziel des Tiefwasserhafens ist es ja nicht unbedingt, die Schiffsgrößen an sich zu ziehen, die problemlos Hamburg und Bremerhaven anlaufen.

Werden die tiefgängigen Schiffe nicht dennoch lieber den Tiefwasserhafen anlaufen, weil sie da tideunabhängig sind?

Dafür müssten erst mal Kapazitäten da sein. Einen Riesenhafen baut man nicht auf einen Schlag – das wäre volkswirtschaftlich nicht zu vertreten.

Wenn die Reeder das nachfragen, könnten dann die Ausbaustufen beschleunigt werden?

Das wird sich dann schon betriebs- und volkswirtschaftlich regeln. Sollten die Kapazitäten knapp werden oder verstärkt große Schiffe eingesetzt werden, wandern die Reeder ohnehin in die Westhäfen ab.INTERVIEW: JANK