der homosexuelle mann ...
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von ELMAR KRAUSHAAR

... ist heiß begehrt. Sputen Sie sich, dass Sie noch einen abkriegen – als Ihren ganz persönlichen Lifestyle-Berater. Denn dafür – behauptet die Hamburger Werbeagentur McCann-Erickson – sind Schwule besonders geeignet. Als Paar.

„Stellvertreter des modernen guten Geschmacks“ sollen sie sein, Experten für „Mode, Kunst und gutes Essen“. Dabei sind sie „gebildet und humorvoll, sie lachen genauso gern über sich selbst und ihre Allüren wie auch über derbe Zoten“.

Um diesen gelungenen Übergang vom Sex-Zombie zum Lifestyle-Guru am lebendigen Beispiel zu beweisen, hat die Agentur Holger und Max erfunden. Für Iglo hauen diese Prototypen im Werbefernsehen „Grillgemüse mit Kartoffelspalten“ in die Pfanne und flöten sich lauter dummes Zeug dabei zu: „Holla, das ist ja Gorgonzolla!“, oder „Tatü, tata, das Essen ist da!“ Immer fröhlich, diese kultivierten Menschen, aber ganz ohne Sex. „Intimitäten gehören natürlich nicht in so einen Spot“, verrät dazu der Agentur-Chef Günter Sendlmeier dem Spiegel in der Ausgabe vom 5. Februar 2001. Und nennt dann noch zwei „große Vorbilder“ – nicht nur für Holger und Max, sondern für das gesamte Edelmensch-Konzept – aus dem wirklichen Leben: Alfred Biolek und Wolfgang Joop.

Jetzt mal ehrlich: Ist das der Fortschritt? Das seit Installierung der Homo-Ehe gepriesene „Ende der Diskriminierung“? Gehen wir in eine rosa Zukunft, unterm Arm ein ganzer Karton voller Kochrezepte, alphabetisch geordnet und nach Landschaften sortiert? Mit T-Shirts an und einem Biolek-Kopf vorne drauf, eine Joop-Jeans dazu und auf den Lippen nur noch Kinderreime ohne Sinn und Verstand?

Zugegeben, homosexuelle Männer waren hervorragende Komiker und sind es immer noch: Hubert von Meyerinck, Boy Gobert, Benny Hill, Hape Kerkeling, Dirk Bach – brüllend komisch, kaum dass sie den Mund aufmachen. Den Spaß am Spiel bringt wohl die Veranlagung mit sich. Aber müssen wir deswegen gleich alle zu Deppen aufgeblasen werden? Den Clown spielen am Herd? Den Partyplauderer mimen, selbst ohne Party?

Homosexuelle leiden siebenmal mehr unter Angstausbrüchen und klagen dreimal häufiger über psychische Beschwerden als Heterosexuelle. Lesbische Frauen sind viermal anfälliger für Drogen und Alkohol als heterosexuelle Frauen. Das sind die neuesten Zahlen einer Untersuchung der Universität Utrecht unter niederländischen Lesben und Schwulen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass der Nachbar im Westen – zu Recht – als Musterländle gehandelt wird in Sachen Toleranz und homosexueller Emanzipation. Und ganz leicht auszurechnen, wie hoch Deutschland die Niederländer toppen würde bei gleicher Fragestellung.

Für einen Fischstäbchenbräter mag es folgerichtig sein, einer spektakulären PR-Kampagne mit der mopsdebilen Verona Feldbusch noch eins draufzugeben und die Trottel vom anderen Ufer zu kreieren. „Amüsant“, hieß der Auftrag. Aber möchten Sie ständig mit Rudolph Mooshammer verwechselt werden?