homosexualität, null-komma-fünf-toleranz etc.
: Wer ist der Mann mit dem Profil von Uwe Barschel?

Der schwule Schatten der CDU

Was wäre eigentlich geschehen, wenn Roland Koch für seinen mit Schwarzgeldkonten finanzierten Wahlkampf in Hessen ein Plakat hergestellt hätte, auf dem einige dunkelhäutige Menschen, ja vielleicht eine Gruppe Inder für die CDU geworben hätte. Und zwar lächelnd mit folgenden Worten: „Integration ja! – Doppelte Staatsbürgerschaft nein! Deshalb CDU.“

Ohne Zweifel wäre das ein bizarres und absurdes Wahlplakat, auffällig und ziemlich provokant. Also beinahe ein Kunstwerk. Tatsächlich möchte wohl auch die CDU witzig sein, polemisch-bissig dazu, ein bisschen vom Geist der 68er atmen und am liebsten auch einen Künstler mit den Talenten eines Klaus Staeck in ihren Reihen haben.

Da dem nicht so ist, müssen Werbeagenturen die visuelle Umsetzung von dem, was ist, aber irgendwie bisher nicht bei der CDU vorkam, vornehmen. Und es mit einer Aussage, sprich: Slogan, kombinieren. Nun am Beispiel Schwule und Lesben. Die kamen bislang überhaupt noch nie auf einem CDU-Plakat oder einer Broschüre vor. Erst die Aktion gegen die rechtliche Gleichstellung von Schwulen und Lesben hat die CDU gezwungen, der Schattengruppe ein Bild zu geben. Ruth Kirsch von der CDU Bundesgeschäftsstelle hat auf meine Anfrage geantwortet, dass die Profilaufnahme zweier Männer, die die Kampagne „Toleranz ja. ‚Ehe‘ nein“ ziert, nun im „Wochenthema“ der CDU-Homepage www.cdu.de zu finden ist. In der Rubrik „Ehe und Familie“ fristen die Köpfe ein Schattendasein und werfen doch viele neue Fragen auf:

Was tun die beiden Herren, die sich ganz nah gegenüberstehen? Sind sie gewillt, sich zu küssen? Oder schauen sie sich etwa nur verliebt in die Augen?

Sind sie wirklich so schwul wie die populären Igloköche oder handelt es sich nur um heterosexuelle Modelle, die einen auf schwul machen?

Warum sind sie nur im Schatten zu sehen? Schämen sie sich womöglich dafür, dass sie homosexuell veranlagt sind? Gehören sie zu den zahlreichen homosexuellen CDU-Mitgliedern, die ihre Sexualität sozusagen für sich behalten möchten, als rein private Angelegenheit?

Warum blieben die Lesben unberücksichtigt ? Ist bei der CDU geplant, für die Zukunft ein ähnliches Schattenbild auch mit den Umrissen zweier Frauen zu produzieren?

Ich bin sehr enttäuscht, dass die gesamte schwul-lesbische Presse sich um die Identität der beiden vorgeblichen Homos im Schatten der CDU bisher keinen Deut geschert hat. Ich nenne sie jetzt erst einmal Bernhard V. und Matthias W. So lange, bis mir jemand etwas anderes beweist. Und rufe außerdem alle Wissbegierigen auf, die gestellten Fragen 1 bis 4 zu beantworten. WOLFGANG MÜLLER