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Soldaten nach Borneo

Indonesiens Präsident will die Vertreibungen der Zuwanderer aus Borneo mit Elitetruppen beenden

BANGKOK taz ■ Die indonesische Regierung will die Unruhen auf Borneo mit Hilfe zusätzlicher Soldaten beenden. Präsident Abdurrahman Wahid erklärte gestern in Kairo, er werde Elitetruppen entsenden. Ein Bataillon sei bereits unterwegs, sagte Sicherheitsminister Susilo Bambang Yudhoyono in Palankaraya, der Hauptstadt der betroffenen Provinz Zentralkalimantan im indonesischen Teil Borneos.

Seitdem Banden von Dayak-Männern vor acht Tagen in der Stadt Sampit mit der Jagd auf Zuwanderer von der Insel Madura begannen, wurden Hunderte Menschen ermordet. Augenzeugen berichten von zahlreichen Leichen in den Straßen. Über Zehntausend verängstigte Maduresen warteten gestern in Regierungsgebäuden auf die Evakuierung durch Marineschiffe.

Inzwischen soll es in Sampit wieder ruhig sein, nachdem die Dayak ihre Drohung offenkundig wahr machen konnten, alle Maduresen zu vertreiben. Doch 200 Kilometer weiter in der Provinzhauptstadt und andernorts zogen weiter Dayak-Banden durch die Straßen. Sicherheitsminister Yudhoyono versprach, die Unruhen „innerhalb von drei Tagen“ in den Griff zu bekommen. Doch die 1.600 Soldaten und Militärpolizisten, die sich bereits jetzt auf die ausgedehnte Provinz verteilen, griffen bislang nicht ein. Nach Augenzeugenberichten sahen sie nur zu, als Dayak-Banden Häuser ansteckten. Vizepräsidentin Megawati Sukarnoputri warnte gestern vor zu großen Erwartungen an das Militär, das auch in anderen Landesteilen benötigt werde. Die 150.000 Polizisten und 200.000 Soldaten sind meist schlecht ausgebildet und ausgerüstet sowie unterbezahlt. Die Gewalt auf Borneo ist Folge rücksichtsloser Umsiedlungspolitik: Unter Präsident Suharto wurden Millionen Indonesier von dicht besiedelten auf entlegene Inseln umgesiedelt. Dies marginalisierte die dort lebenden Ureinwohner. li

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