Autokönig auf Bewährung

DaimlerChrysler fährt durch die milliardenteure Sanierung des US-Autobauers Chrysler in die roten Zahlen. Konzernchef Jürgen Schrempp gibt sich nun drei Jahre, um die „Welt AG“ zu sanieren

BERLIN taz ■ Die Uhr tickt für Jürgen Schrempp. Und wieder hat sie sich der Vorstandschef der ersten „Welt AG“, DaimlerChrysler, selbst gestellt.

Nach dem zuvor bekannt gewordenen Desaster bei der US-Tochter Chrysler und den Milliardenverlusten des japanischen Partners Mitsubishi legte Schrempp gestern seinen Plan zum Umbau des Gesamtkonzerns vor. Und der ist vor allem von dem geprägt, was bei der Fusion von Daimler und Chrysler vor zwei Jahren schon einmal nicht funktionierte: Tempo. Bis zum Jahr 2003 soll der Konzern wieder auf Erfolgskurs sein. Mit Daimler, mit Chrysler und mit Mitsubishi. Der Aufsichtsrat hat das Angebot erst einmal akzeptiert. Ab jetzt hat Schrempp also drei Jahre Bewährung.

Ein Großteil seiner Hoffnungen ruht dabei auf Mitsubishi: Eine enge Verzahnung mit Chrysler soll Synergieeffekte bringen. Aus dem deutsch-amerikanischen wird ein deutsch-amerikanisch-japanischer Konzern. Sowohl in den USA als auch in Japan hat Schrempp zur Bewältigung des Wagnisses eigene Getreue als Chefs installiert: Dieter Zetsche und Rolf Eckrodt.

Die Beschäftigten bekommen dabei keine Gnadenfrist: Sie müssen sich nach neuen Stellen umsehen. 26.000 Arbeitsplätze sollen bei Chrysler wegfallen, 9.500 bei Mitsubishi, sechs Werke in den USA und vermutlich eine Fabrik in Japan stehen vor der Schließung. Nur in Deutschland kann man sich erst einmal in Sicherheit wiegen.

Gespart werden soll allerdings nicht nur bei den Fixkosten im Konzern, sondern auch beim Material – also letztlich bei den Zulieferern – und durch mehr Zusammenarbeit, also gemeinsame Plattformen zumindest von Chrysler und Mitsubishi. Das bedeutet eine Abkehr von der bisherigen Strategie, nach der die verschiedenen Marken strikt getrennt bleiben sollten.

Bis zu vier Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren hat Schrempp für die Umstrukturierung von Chrysler veranschlagt, bei Mitsubishi plant er, mit einem Zehntel davon auszukommen. Und dass er es mit dem Tempo ernst nimmt, zeigt die Tatsache, dass er die ersten drei Milliarden Euro schon im ersten Quartal 2001 als Verlust verbuchen will. Falls alles klappt, müsste Chrysler dann im folgenden Jahr wieder in die Gewinnzone fahren.

„Ehrgeizige Ziele“, sagten Analysten und Belegschaft. Bei Großaktionär Deutsche Bank setzte man immerhin noch ein „aber plausibel, konkret und überzeugend“ hinterher. BEATE WILLMS

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