Senat muss nicht weiter über Ticket-Kampf nachdenken

■ Landesregierung stimmte Verkauf der TSC-Anteile zu / Senator Hattig sieht schwierige Verhandlungen

Für die Deutsche Presseagentur ist die Sache einfach. „Bremen zieht sich finanziell aus Musical zurück“, fasste die Agentur den gestrigen Senatsbeschluss zusammen, die städtischen Anteile am Ticket Service Center (TSC) an den Bremer Unternehmer Klaus-Peter Schulenberg zu verkaufen und ihm damit auch den Weg für den Einstieg ins Musicaltheater zu ebnen. Doch ganz so einfach ist die erst nach wochenlangem Tauziehen gestern einstimmig zustande gekommene Entscheidung nicht zu übersetzen. „Schwierige Verhandlungen“ stehen nach Angaben von Wirtschaftssenator Josef Hattig (CDU) heute und morgen noch bevor.

Zur allgemeinen Überraschung verkündete Hattig gestern, dass auch die Bremer Tageszeitungs AG („Weser Kurier“) Mitgesellschafter am TSC werden will, das in der Region Bremen rund 1,2 Millionen Eintrittskarten pro Jahr vertreibt. Doch von dort kam prompt ein vielsagendes Dementi: keine Beteiligung am TSC zum gegenwärtigen Zeitpunkt und – ebenfalls keine Beteiligung an „Quiviev Nord“.

Die aus dem Start-Konsortium hervorgegangene Reise- und Ticketvertriebsfirma namens „Qivive“ und die zu Schulenbergs KPS-Gruppe gehörende „cts Eventim AG“ liefern sich einen scharfen Konkurrenzkampf im Vertrieb von Reisen und Eintrittskarten, und Bremen ist ein Schauplatz dieses Kampfes geworden. Die BTAG gab bekannt, Optionen bei beiden Firmen zu haben und eventuell zu einem späteren Zeitpunkt Gesellschafter zu werden.

Das Abwarten ist nicht grundlos. Denn das TSC nutzt Software aus dem Haus Qivive/Start, doch die Verträge laufen Ende Juni und Ende des Jahres aus. Trotzdem hatte die Bremer Touristikzentrale (BTZ) das eigene Computersystem mit dem des TSC vernetzt. Mit dem Verkauf der TSC-Anteile muss die BTZ das System, in dem von der Stadtführung bis zum Komplettpaket alles verarbeitet wurde, wieder neu aufbauen. Nach Angaben des BTZ-Sprechers Torsten Haar liegen die Kosten dafür nicht über den Verkaufserlösen von knapp 1,37 Millionen Mark. Insider bezweifeln das.

Trotz allem sprach Josef Hattig gestern von einer „sachgerechten und – wenn man so will – optimalen Lösung“. Und er nutzte die Gelegenheit, um der mitregierenden SPD ohne sichtbaren Protest des neben ihm sitzenden Bürgermeisters Henning Scherf die Leviten zu lesen. „Wer keine Verantwortung trägt, trifft allein deshalb immer gute Entscheidungen“, sagte er in Anspielung auf die SPD, die einen ganzen Forderungskatalog aufgestellt hatte. „Wir finden unsere Forderungen im Senatsbeschluss wieder“, erklärte die SPD-Wirtschaftspolitikerin Eva-Maria Lemke-Schulte. ck