: Feuer gegen Castor?
Brennende Autos auf einem Berliner Bahngelände – Polizei vermutet Verbindung zu Atommülltransporten
Vermutlich aus Protest gegen Atommülltransporte wurde in der Nacht zu gestern auf einem Bahngelände in Berlin ein Brandanschlag verübt. In Wilmersdorf haben bisher unbekannte Täter zwei Autos der Deutschen Bahn AG angezündet.
Wie die Polizei mitteilte, entstand bei den beiden Fahrzeugen Totalschaden, zwei daneben geparkte Wagen wurden leicht beschädigt. Der Hintergrund des Anschlages war gestern noch unklar. Die Polizei vermutet jedoch einen Zusammenhang mit den geplanten Castor-Transporten ins niedersächsische Gorleben. Anti-Atomkraft-Parolen, die an einer Mauer des Bahn-Geländes entdeckt wurden, seien jedoch älteren Ursprungs, so ein Sprecher. Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz hat die Ermittlungen aufgenommen.
Anwohner hatten die brennenden Kleinwagen kurz vor ein Uhr bemerkt und unverzüglich Polizei und Feuerwehr benachrichtigt. Als diese anrückten, war es für die beiden Wagen jedoch schon zu spät.
In den vergangenen Jahren waren in Berlin und Brandenburg wiederholt Anschläge auf Züge und Strecken der Deutschen Bahn verübt worden. Im Januar 1999 war ein Regionalzug auf der Strecke Berlin – Rathenow gegen eine auf die Gleise gelegte Betonplatte gefahren. Gleich mehrere Betonteile hatten im Jahr zuvor bei Rathenow einen 250 Stundenkilometer schnellen ICE gestoppt. Ebenfalls 1998 hatte ein Bahn-Erpresser auf den Strecken Hannover – Berlin und Greifswald – Anklam sowie im Bereich des Berliner Bahnhofs Wilmersdorf die Schrauben der Gleise gelockert.
Aus Protest gegen Atommülltransporte war es bereits 1997 zu mehreren Anschlägen auf Bahnstrecken im ganzen Bundesgebiet gekommen. Obwohl im Fall des Berliner Brandanschlags kein Bekennerschreiben vorliegt, vermutet die Polizei auch hier ein solches Motiv. Hintergrund sind die für Ende März geplanten Castor-Transporte, die deutschen Atommüll aus Frankreich ins wendländische Zwischenlager Gorleben befördern sollen.
Die Deutsche Bahn AG wollte sich gestern nicht äußern. „Zu laufenden Ermittlungen nehmen wir keine Stellung“, erklärte ein Sprecher. STEFAN KAISER
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