Countdown für Milošević

Serbiens Regierung nennt Frist für Verhaftung. Mehrheit für Auslieferung nach Den Haag

BELGRAD dpa ■ Der ehemalige jugoslawische Präsident Slobodan Milošević müsste laut einer Quelle der in Serbien regierenden Koalitionsregierung DOS spätestens bis zum 10. März verhaftet werden. Dies sei die „letzte Frist“ für seine Verhaftung, hieß es in einer Stellungnahme der Nachrichtenagentur Beta von gestern.

Der serbische Vizeregierungschef Zarko Korac sagte der Belgrader Zeitung Blic, die Ermittlungen gegen den Exdiktator hätten erste Ergebnisse gebracht. Korac zeigte sich überzeugt, dass am Ende Anklage erhoben wird. Bis jetzt gebe es Beweise gegen Milošević bei Verstößen gegen die Finanz- und Immobiliengesetze. Ermitteln würden das Innenministerium, die Staatsanwaltschaft und die Finanzpolizei.

Wie aus der DOS-Quelle verlautete, soll Milošević wegen „sehr ernster Straftaten“ inhaftiert werden. Dabei wurden „finanzielle Machenschaften“, aber auch Mord und Verschleppung von Menschen aufgezählt. Milošević wird ferner der ungesetzliche Erwerb einer Luxusvilla in Belgrad zur Last gelegt. Die Behörden verfügten über wichtige Beweise gegen Milošević, aber auch über Aussagen von Personen, die mit der Spitze des ehemaligen Regimes zusammengearbeitet hätten, berichtete die Nachrichtenagentur Beta.

Seit letztem Wochenende sitzt Rade Marković, Exchef der Milošević-Geheimpolizei, in Belgrader Untersuchungshaft. Es wird vermutet, dass er Milošević belasten könnte. Die Mehrheit der Serben ist dafür, dass sich Milošević dem UN- Kriegsverbrechertribunal in Den Haag stellt. Nach einer gestern veröffentlichten Umfrage sprechen sich 56,3 Prozent von 910 Befragten dafür aus. Milošević ist vom Tribunal vorerst nur wegen im Kosovo verübter Kriegsverbrechen angeklagt. Jugoslawien lehnte seine Auslieferung bislang ab.