Die Auslandsauskunft auf dem Rückzug

■ Bremer Call-Center der Telegate bestätigt jüngste Kündigungen

Im Bremer Call-Center der Telegate werden die Gerüchte vom Arbeitsplatzabbau jetzt wahr. In dieser Woche haben acht Personen, die noch in der Probezeit waren, erfahren, dass sie nicht übernommen werden. Bereits Anfang des Monats haben StudentInnen Alarm geschlagen, weil ihre befristeten Arbeitsverträge entgegen früherer mündlicher Zusagen nicht verlängert wurden. Die Serie könnte sich im April fortsetzen, fürchten nun die rund 200 MitarbeiterInnen der Internationalen Telefonauskunft im Gewerbegebiet Utbremen – und neuerdings tritt die Unternehmensleitung solchen Befürchtungen auch nicht mehr entgegen.

„Befristete Verträge mit StudentInnen setzen wir nicht mehr fort“, bestätigte gestern Unternehmenssprecherin Anja Meyer gegenüber der taz. Noch vor drei Wochen hatte die Firma mitgeteilt, die Bremer StudentInnen seien wohl Opfer eines „internen Kommunikationsproblems“ geworden. Im Lichte der jüngsten Kündigungen gegenüber neu Angestellen sieht das heute anders aus. „Wir müssen das Kerngeschäft optimieren“, räumt Firmensprecherin Meyer ein. Zwar sei der Januar „der bislang stärkste Monat mit 10,2 Millionen Anrufen bundesweit“ gewesen. Doch sei die Firma im letzten Jahr zugleich extrem expandiert. Innerhalb von zwölf Monaten habe Telegate die Zahl seiner Filialen von sechs auf zwölf bundesweit verdoppelt und viele Personen eingestellt. Nun wird davon offensichtlich Einiges rückgängig gemacht. Meyer erklärte, gerade in der qualifizierten Auslandsauskunft, die unter anderem in Bremen stationiert ist, gebe es nun ein Überangebot.

Vom Betriebsrat im Call-Center, wo die Gewerkschaft erst ganz langsam Fuß fasst, will sich niemand zur jüngsten Entwicklung äußern. Nach Angaben der Deutschen Postgewerkschaft finden derzeit Entlassungen auch an anderen Standorten statt. Die Telegate-Sprecherin bestätigt das nicht. In der Belegschaft wächst unterdessen das Misstrauen. Denn noch im Dezember hieß es auf einer Betriebsversammlung, die Arbeitsplätze seien sicher. Erst im Januar wurde – auf einer außerordentlichen Betriebsversammlung und auch erst nach den Protesten von Studenten – eingeräumt, dass befristete Arbeitsverträge nicht erneuert werden. Wenn die kommissarische Niederlassungsleiterin in Bremen – wie jetzt kolportiert wird – nun davon spricht, „nichts ist sicher, nicht einmal die Ehe“, dann verstehen die Beschäftigten: Das Unternehmen tritt den Rückzug an. Erste MitarbeiterInnen versuchen schon, beim Wettbewerber Viag-Interkom zu landen. burro