Konstrukteure des Mythos

Sie sind Ingenieure, Konzeptioner und Künstler und nennen sich „Imagineers“

Sie verfügen über die Gabe, mit der Fantasie zu spielen. Die Mitarbeiter der Abteilung Imagineering sind die Kreativen hinten den Kulissen von Disney’s California Adventure. Wir sprachen mit dem Imagineer Raymond Spencer, dem Autor Steven Tatham, dem Projektleiter David Todd und Verkaufsvizepräsidentin Claire Bilby.

taz: Warum noch einen zweiten Disneypark in Kalifornien?

Claire Bilby: Schon Walt (Disney) sagte, als er Disneyland eröffnete, dass der Park nie fertig werden wird, solange es auf der Welt genügend Raum für Fantasien gibt. Es war also an der Zeit, diese Destination zu erweitern.

Wie schwierig war es, einen alten Parkplatz in einen Freizeitpark zu verwandeln?

David Todd: Das war eine der ganz großen Herausforderungen. Unsere früheren Parks entstanden auf der grünen Wiese, dieser hier aber direkt neben dem Eingang zu Disneyland, mitten in einer Stadt.

Wie viel Zeit wurde für Planung und Realisierung benötigt?

David Todd: In der ersten Phase musste ein ökonomisches Modell für Disneyland und die Stadt Anaheim entwickelt werden, das dauerte zehn Jahre. 1996 fiel die Entscheidung für das Thema Kalifornien. Die kreativsten Imagineers machten sich an die Arbeit, schufen die drei Themenbereiche Golden State, Hollywood Pictures Backlot und Paradise Pier, was zwei weitere Jahre erforderte. Die Bauarbeiten begannen erst im Januar 1998.

Welche Erfahrungen sind aus anderen Disneyparks eingeflossen?

Raymond Spencer: Wir sahen uns die Profile der Besucher an, woran sie besonders Spaß hatten. Wir haben versucht, den richtigen Mix aus Attraktionen und Unterhaltung zu schaffen, der jedem die Chance gibt, mitzumachen und Teil des Parks zu werden.

Was haben Sie sich vorgestellt, als mit der Planung begonnen wurde?

Raymond Spencer: Die Leute kommen aus der ganzen Welt aus den unterschiedlichsten Gründen nach Kalifornien. Viele der Motive sind sehr bekannt, wie der Hollywood-Schriftzug, die Mythologie und Metaphorik der Sierra Nevada und unsere großen Wüsten. Wir wollten davon eine Momentaufnahme machen; die Leute sollen die Menschen und die Kultur eines Bundesstaates an einem Ort mitbekommen.

Wer den Park besucht, kann den Bundesstaat in einem Tag erfahren?

Steven Tatham: Der Park zeigt nicht einfach das Beste aus Kalifornien, er versucht auch nicht, Kalifornien im kleinen Maßstab zu reproduzieren: Er versucht das Wesen einzufangen, woraus der kalifornische Traum und der Mythos bestehen.

Warum das Thema Kalifornien ausgerechnet in Kalifornien?

Steven Tatham: Wir haben hier, so glauben wir, den Mythos und den Geist Kaliforniens eingefangen. Viele Menschen suchen danach in Kalifornien, aber sie werden nicht fündig, ausgenommen vielleicht in Disney’s California Adventure. INTERVIEW: TILL BARTELS