Spiel mir das Lied vom A...

Der FC St. Pauli darf nach dem 1:0-Sieg gegen den SSV Reutlingen weiterhin von etwas träumen, es aber noch nicht sagen  ■ Von Eberhard Spohd

Da haben sich die Fans des FC St. Pauli wieder einmal getäuscht. „Niemand siegt am Millerntor“ lautet der große Hit, den sie bei jedem Heimspiel ihres Vereins anstimmen, und meist stimmt es nicht. Denn regelmäßig gelingt es der Heimmannschaft, drei Punkte zu erringen. Zuletzt am Donnerstagabend, als der SSV Reutlingen mit 1:0 auf den Nachhauseweg in die schwäbische Kleinstadt geschickt wurde.

Überhaupt sind die musikalischen Intermezzi bei St. Pauli hörenswerter als in 100 Prozent der anderen Profi-Fußballstadien der Republik. Von der Klubhymne „You'll never walk alone“ muss niemand mehr sprechen, anstatt zu Teutonen-Techno oder der Wilhelm-Tell-Ouvertüre traben die Kicker zu den „Hells Bells“ von AC/DC aufs Feld, und Tore werden anstatt mit Wagners Walkürenritt mit Blur bejubelt. Am Donnerstag allerdings lediglich eines.

Das genügte auch, um drei wichtige Punkte für etwas zu sammeln, worüber der Trainer Dietmar Demuth einfach nicht reden möchte. „Wir wollen 50 Punkte erreichen, dann können wir unser Saisonziel neu überdenken“, vermied der 46-Jährige es, die Worte „Aufstieg“ oder „Bundesliga“ in den Mund zu nehmen. Das sollte er auch weiterhin nicht, denn überzeugend war der Auftritt seines Teams insbesondere in der zweiten Hälfte überhaupt nicht.

Im Gegensatz zu den ersten 45 Minuten, in denen St. Pauli die Schwaben dominierten und verdient in Führung ging, unterliefen vor allem dem Mittelfeld nach der Pause immer wieder Leichtsinnsfehler. Zum Glück für die Hamburger zeigten der SSV Reutlingen aber immer wieder, warum sie in den vergangenen Wochen doch ziemlich erfolglos waren: Im Angriff lief kaum etwas zusammen, und Olivier Djappa, bislang bester Torschütze der 2. Liga bekam kein Bein auf den Boden. Überbewerten darf man den Sieg also nicht, aber das Lied kann man schon leise anstimmen, das Lied vom A...

St. Pauli: Weber, Kolinger, Ahlf, Scheinhardt, Rahn (ab 72. Konetzke), Lotter, Meggle, Bürger, Wehlage, Rath (ab 88. Patschinski), Klasnic (ab 90. Stanislawski)

Reutlingen: Curko, Malchow, Traub, Lapaczinski, Aduobe, Hofacker (ab 75. Frommer), Lexa, Becker, Wildmann, Hoffmann (ab 75. Barborik), Djappa

Sr.: Jansen – Z.: 16.750

Tor: Rath (38.)