Beispiel Sinstorf: Bürgerinitiative will nun integrieren

„Manchmal muss Politik Vorhaben auch gegen Bürgerproteste durchsetzen“, sagt Manfred Hoffmann. Zumal, wenn die BürgerInnen für ihre Befürchtungen „keine Belege“ haben. Dass sich der SPD-Fraktionsvorsitzende in Sinstorf durchgesetzt hat, das kommt jetzt rund 300 Zuwanderern zugute: Sie können in neu gebaute Sozialwohnungen an der Winsener Straße einziehen.

Ihr neuen Nachbarn wollten das noch im vorigen November verhindern, gründeten eine Bürgerinitiative: Es gebe zahlreiche andere Interessenten, die Vergabe von „erstklassigen Neubauwohnungen“ an Zuwanderer sei ein falsches Zeichen gegenüber der übrigen Bevölkerung. Man fürchtete – wie in Rissen – ein „Ghetto“ und den „Verlust an Wohnqualität“.

Die Initiative gibt es immer noch. Sie spricht zwar noch von „Schadensbegrenzung“, und besteht auch noch auf einem 1,80 Meter hohen Drahtzaun zwischen sich und den Zuwanderern. Aber sie will nun auch die Integration unterstützen: „Das heißt auch, dass wir uns gegen Versuche, die neuen Nachbarn in der Unterkunft anzufeinden oder anzugreifen, entschieden wehren werden.“ Ein runder Tisch mit dem Betreiber der Unterkunft soll die Zusammenarbeit fördern.

Hoffmann zollt dem „Respekt“. In einem Jahr, meint er, wird sich die Situation an der Winsener Straße normalisiert haben. Es sei nunmal auch eine Aufgabe der Gesellschaft, Zuwanderer – auch in größeren Gruppen – zu integrieren. Und zu lernen, dass deren Nachbarschaft auch positiv sein kann. Sicher gebe es auch mal Konflikte – „aber die gibt es auch in jeder rein deutschen Wohnsiedlung“.

Sinstorf, so hofft Hoffmann, könne ein positives Beispiel für ganz Hamburg werden. Dass die Politik in Rissen den Plan für die Flüchtlingsunterkunft in der Villa nach Bürgerprotesten jetzt zurückgezogen hat, „das ist für uns hier schwer nachvollziehbar“.

Heike Dierbach