Gute Stimmung, schlechtes Wetter

■ Heute spielt der FC St. Pauli um den Aufstieg: Borussia Mönchengladbach will geschlagen sein

Dietmar Demuth dämpft gerne den Optimismus. Vom Aufstieg in die Bundesliga will der Trainer vorerst noch nichts wissen. Wie ein Mantra wiederholt er immer wieder seine Behauptung, dass der FC St. Pauli sich zunächst einmal 50 Punkte erspielen müsse. Dann könne das Saisonziel neu definiert werden. Vor der Winterpause hörte sich das ähnlich an. Nur ging es da noch um 40 Punkte.

Die hat der Verein längst zusammengesammelt und strebt mit aller Macht nach oben. Der Aufstieg ist aber noch lange nicht sicher. Der Sieg am Donnerstag gegen den SSV Reutlingen, einen der Konkurrenten um einen der ersten drei Plätze der Tabelle, war sicherlich die notwendige Bedingung dafür. Die hinreichende aber wäre, heute (20.15 Uhr) den Tabellenzweiten Borussia Mönchengladbach zu schlagen. Erst dann könnte man gelassen in die letzten zehn Spiele der Saison gehen.

Bei einer Niederlage jedoch sähe der Fall gleich ganz anders aus. Am kommenden Wochenende müssen die Braun-Weißen zu einem weiteren Aufstiegsaspiranten, der SpVgg Greuther Fürth, reisen. Sollte dort dann wieder nicht gepunktet werden, schrumpft der Vorsprung auf nur noch einen Punkt zusammen. Ob die Mannschaft so nervenstark ist, sich in einer solchen Situation durchzusetzen, muss sie dann unter Beweis stellen.

Eine Menge von Unwägbarkeiten kommen bei dem heutigen Match dazu. Setzt sich die Heimstärke der St. Paulianer durch – bislang konnte in dieser Saison noch kein Gegner am Millerntor gewinnen – oder schaffen es die auswärts souverän aufspielenden Mönchengladbacher, diese Serie zu brechen? Kann der bislang beste Sturm der Liga die mit 22 Gegentreffern stärkste Abwehr überwinden? Wer ersetzt den erfolgreichsten Torschützen Marcel Rath, der eine Sperre wegen der fünften gelben Karte absitzen muss? Vermutlich wird Ali Reza Mansourian auflaufen, der aber nicht gerade als Goalgetter von sich reden macht. Und dann steht da noch das Gesetz der Serie einem Triumph der Hamburger entgegen: Von den vergangenen zehn Begegnungen siegten neun Mal die Mönchengladbacher.

Vieles wird davon abhängen, ob St. Pauli schnell ins Spiel kommt. Frühe Tore waren in den Spielen immer wichtig, da vor allem nach der Pause Konzentrationsfehler auftraten, als habe den Spieler jemand Brom in ihr Pausengetränk gegeben. Die erste Viertelstunde nach Wiederanpfiff war denn meist die entscheidende. Und wenn die heute verschlafen wird, dann dürfte Borussia Mönchengladbach kaum zu schlagen sein.

Eines allerdings macht den Klub schon vor Anpfiff des Spiels glücklich: Das Stadion ist erstmals in dieser Spielzeit ausverkauft. Gute Stimmung und schlechtes Wetter, bessere Bedingungen kann sich der FC St. Pauli gar nicht wünschen.

Eberhard Spohd