montagskolumne: meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens
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Kaum setze ich meinen Fuß vor die Tür und betrete den städtischen Raum, entdecke ich, dass er noch immer da ist: der Winter, der Weißling im Bitterhemd, der kalte Meister deutschen Märchentraumes. Elender Gesell, möchte ich ihm mit Heinrich von Heine zurufen, weiche, spute dich, mache Platz für ein neues Zeitalter, eine Epoche der Wärme, eine Ära der Milde. So wie wir es damals mit den Linken, zu denen auch ich einmal vor langer, langer Zeit gehörte, taten. Taten sollen sprechen: Und so nehme ich etwas von des Winters erstarrtem Saft, forme den blonden Schnee zu einer harten Kugel, die ich gegen ein gewöhnliches Haus schleudere. Wohl wissend, dass dieser Steinbau nicht den Regierungssitz repräsentiert. Denn diese Regierung ist weit weg, ja nie da, wenn man sie für gravierende Probleme unserer Zeit braucht. Der Winter aber ist ein gesamtgesellschaftliches Unding unserer Zeit. Gerade für Kulturschaffende. Das sollten wir alle bedenken, wenn unsere Köpfe wieder einmal erkalten.

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge.