mad pets and englishmen
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von RALF SOTSCHECK

Der Brite an sich ist ein ulkiges Volk. Da verseucht er halb Europa mit dem Rinderwahn, und weil ihm das nicht ausreicht, schickt er noch die Maul- und Klauenseuche hinterher, aber wenn es um die Immigration unbritischer Tiere geht, wird er streng. Wie groß war die Aufregung, als nach dem Bau des Kanaltunnels die ersten fremden Spinnen aus Frankreich in England eintrudelten. Aus Frankreich!

Mein Freund Aribert will seine beiden deutschen Perserkatzen mit nach England in den Urlaub nehmen und erkundigte sich vorsichtshalber bei der britischen Botschaft, Außenstelle Bonn, nach den Vorschriften. Er bekam sie schriftlich, auf vier Seiten. Wenn er zügig mit den Vorbereitungen beginnt, kann er vielleicht schon im nächsten Jahr verreisen.

Die Londoner Regierung hat ein Pilotprojekt unter dem Codenamen „Pet Travel Scheme“ gestartet, wonach erstmals ausländische Tiere einreisen dürfen, sofern sie im „europäischen Wirtschaftsraum beheimatet“ sind. Alle Hunde und Katzen, die nach Britannien wollen, müssen mit einem Mikrochip versehen werden. Aber aufgepasst! „Falls der nicht der ISO-Norm 11784 oder Anhang A der Norm 11785 entspricht, muss der Tierhalter ein Lesegerät zur Verfügung stellen“, warnt die Botschaft. „Falls das Tier vor Einpflanzen des Mikrochips geimpft wurde“, heißt es weiter, „muss die Impfung wiederholt werden.“ Die Impfung dient freilich nicht dem Schutz des Haustiers vor den in Britannien überall lauernden Seuchen, sondern dem Schutz der Insel vor den Tieren. Das ist, als ob sich ein Aids-Kranker von seiner Partnerin ein Attest zeigen lässt, dass sie gegen Masern geimpft ist, bevor er mit ihr ins Bett schlüpft.

30 Tage nach der Impfung muss ein „vom britischen Landwirtschaftsministerium zugelassenes Labor“ eine vom Tierarzt entnommene Blutprobe untersuchen, um sicherzugehen, dass das Tier auf die Impfung angesprochen hat. Den Labortermin soll man vor der Impfung buchen, weil die Kapazitäten begrenzt sind und die Katze, wenn sie Pech hat, solange geimpft werden müsste, bis es mit der 30-Tage-Frist hinhaut. Ist diese Hürde erfolgreich genommen, „beginnt eine Wartezeit von sechs Monaten, ehe das Tier in das Vereinigte Königreich einreisen darf“. Doch halt! „24 bis 48 Stunden vor der Einreise muss das Tier von einem Tierarzt gegen Bandwürmer und Zecken behandelt werden.“ Richtig so, weg mit dem ekelhaften Getier, zumal sich die maulundklauenseuchigen britischen Blasenhufer nicht mal anständig kratzen können, wenn sie verzeckt sind.

Selbstverständlich muss die ganze Prozedur von Veterinären, die das Vertrauen der britischen Regierung genießen, bescheinigt werden. Zudem muss der Tierhalter eine eidesstattliche Erklärung abgeben, dass er mit seinem Vierbeiner während der Prozedur nicht in einem Land war, dass nicht unter das „Pet Travel Scheme“ fällt.

Ariberts Deutsch-Perser sind zuletzt an der Autobahn nach Damaskus gesichtet worden. Im Ernstfall, so heißt es auf ihrem Asylgesuch, möge man sie einschläfern, bevor man sie nach Britannien ausliefert.