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Kein Auftritt für die Rechten

In Dortmund versuchte die rechte Szene abermals mit einer Demonstration zu provozieren. Wenige hundert Getreue folgten, aber tausende hörten demonstrativ weg

DORTMUND taz ■ Etwa 20.000 Menschen protestierten am Samstag in Dortmund gegen den dritten Neonazi-Aufmarsch innerhalb von sechs Monaten. Der bekannte Hamburger Rechtsextremist Christian Worch hatte wie beide Male zuvor den Aufmarsch der rund 300 Rechten angemeldet. Neun Personen wurden vorübergehend festgenommen. Drei ordnete die Polizei dem linken Spektrum zu, sechs gehörten zur rechten Szene.

Der rechte Aufmarsch durch die Dortmunder Nordstadt, den Stadtteil mit dem höchsten Ausländeranteil, wurde massiv gestört. Ihre Leitfiguren Christian Worch und Friedhelm Busse mussten ihre Polemiken mehrmals unterbrechen, weil sie von protestierenden Anwohnern mit „Nazis raus“-Rufen, Pfiffen und türkischer Volksmusik übertönt wurden.

Die Gegendemonstraten konnten zwischen acht parallelenVeranstaltungen wählen: 4.000 Schüler liefen für „Toleranz, Frieden, Mitmenschlichkeit“; die Kirchen luden zum Gottesdienst unter dem Motto „Aufstehen gegen rechts“ ein, die SPD demonstrierte im Anschluss an ihren Bezirksparteitag. Die verschiedenen Züge schlossen sich zur Großdemo des Bündnisses „Dortmund gegen rechts“ zusammen und bildeten einige Straßen von den Neonazis entfernt eine „Kette der Solidarität“.

„Ich muss aufpassen, dass ich nicht zu fröhlich bin“, sagte der Dortmunder Polizeipräsident, Hans Schulze nach dem Polizeieinsatz. Er war unter Druck geraten, weil seine Beamten bei den Demonstrationen im Oktober und Dezember insgesamt knapp tausend Menschen eingekesselt und stundenlang festgehalten hatten.

Mit dem Engagement der Beamten am Samstag hingegen waren die Politiker zufrieden. NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD) lobte die Arbeit der über 2.000 Polizeibeamten. Sie hätten den „sehr schwierigen Einsatz hervorragend bewältigt“. Dortmunds Oberbürgermeister Gerhard Langemeyer (SPD) sagte: „Wir haben klar gemacht, dass man in Dortmund gewaltfrei demonstrieren kann.“

Journalisten kritisierten den Schlagstockeinsatz gegen Demonstranten, die zu dem Neonazi-Aufmarsch durchbrechen wollten. Die rechte Demonstration wird nicht der letzte in Dortmund gewesen sein. „Wir müssen davon ausgehen, dass Worch wieder einen Aufzug anmelden wird“, so Polizeipräsident Schulze. NADIA LEIHS

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